Uni Wien:Einführung in die Pragmatik VO (Gruber)/Mitschrift (Pragmatik)

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Definition, Einleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Was Pragmatik ist, ist nicht klar definiert. In anderen Disziplinen geht es um Sprachkompetenz, in der Pragmatik dagegen geht es um den Sprachgebrauch.


Einleitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Terminus

erstmals von Charles W. Morris, der ursprünglich Semiotiker, also Zeichentheoretiker war, in den 1940ern in „Foundation of the Theory of Signs“ genannt.

Syntax: Beschäftigt sich mit Verkettungsregeln, ohne sich um Bedeutung / Semantik zu kümmern

Semantik: Beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Zeichen und Objekt / Designat.

Pragmatik: Beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Zeichen und dem Verwender von Zeichen bzw. denjenigen, die Zeichen interpretieren.

Zitat von der Folie: „syntax [is] the study of the syntactical relations of signs to one another in abstraction from the relation of signs to objects or interpreters; … semantics deals with the relation of signs to designata and so to objects which they may or do denote [and] ‚pragmatics‘ is designated the science of the relation of signs to their interpreters.“ (Morris, 1971: Foundations of the Theory of Signs, 28, 38, 43, zitiert nach Davis, 1991: 3)

Was fällt einem zur Beziehung zwischen Zeichen und Verwender ein?

  • Die verschiedenen Verwender haben unterschiedliche Assoziationen mit den Zeichen
  • Die Zeichen haben in verschiedenen Kontexten andere Bedeutungen

Beispiel:

Jemand im Kinosaal schreit: "Feuer!"

Wenn es im Film auf der Leinwand brennt, wird wahrscheinlich niemand darauf reagieren, wenn es aber nicht im Film brennt, geht man davon aus, dass es im Kinosaal brennt. - Der Kontext ist ein anderer aber die Äußerung ist die gleiche.


Referentielle Intention

Beispiel:

a) “Nicht hier.“ b) “Telefon für dich.“ c) “In diesem Buch sind zu viele Eselsohren.“

was haben diese Aussagen gemeinsam: sie sind

  • Kontextabhängig

das heißt, wenn man sie ganz aus dem Kontext nimmt, sind sie mehrdeutig und ihre genaue Bedeutung kann nur durch den Kontext / die Situation festgestellt werden.

a) wenn jemand im Hörsaal raucht und eine andere Person sagt: “Nicht hier.“ verstehen alle anwesenden, dass “hier" sich auf den Hörsaal bezieht.

Wörter wie “hier“, “du“, “diese“,..... haben keine fixe lexikalische Bedeutung, sondern erhalten diese erst durch den Kontext.

b) “Telefon für dich.“ erhält seine Bedeutung dadurch, dass eine Person direkt adressiert wird. Es hat zum Beispiel keinen Sinn, wenn sich mehrere Personen in dem Raum befinden und der Sprecher an die Decke schaut. (wenn wir jetzt davon ausgehen, dass sich nicht im oberen Stockwerk nur eine Person befindet und die Wände sehr hellhörig sind)

Satz + Kontext = referentielle Intention

Referentielle Intention:

  • Welchen Gegenstand meint der Sprecher in dieser Situation?
  • Was meint ein Sprecher in einer bestimmten Situation mit einer nicht fixierten Aussage?


Kommunikative Intention

Beispiel:

a) “Hiermit verurteile ich Sie zu 5 Jahren Haft.“ b) “Feuer!“ c) “Wehe dir!“

hier kommt es nicht nur auf die Situation an sondern auch auf die Person, die sich äußert.

  • Situation
  • Person

a) Wenn die Aussage in einem Gerichtssaal von einem Richter getätigt wird, ist sie rechtskräftig. Wenn z.B. ich das zuhause zu meinem kleinen Bruder sage, ist die Bedeutung der Äußerung eine andere.

b) Die Situation ist wie zuvor gehabt, bei der Person geht es darum, ob die Person an einem Ort sitzt, wo sie vielleicht das Feuer sieht wo es andere nicht sehen können und sie die anderen warnen kann, oder ähnliches.

Satz + Illokution = kommunikative Intention

(Illokution: was will der Sprecher mit seiner Aussage bewirken)


Implizite Proposition

Beispiel:

A: Muss man irgendetwas einkaufen? B: Wir werden am Wochenende die meiste Zeit nicht zu hause sein.

Deutungsmöglichkeiten:

  • Wenn wir die meiste Zeit weg sind, brauchen wir nichts zu essen zu Hause.
  • Wenn wir die meiste Zeit weg sind, haben wir am Samstag keine Zeit zum Einkaufen. Wenn wir nicht einkaufen haben wir nichts zu essen zu Hause.

Hier sind nicht nur die Situation und die sprechenden Personen ausschlaggebend, sonder auch der gemeinsame Wissenshintergrund von A und B

Satz + Kontext + implizite Propositionen = Sprecherbedeutung


Einstellung

Beispiel:

Der Vater schaut zu, wie der Sohn mit dem Fußball eine Fensterscheibe einschlägt.

Vater: Na großartig, bravo.


Hier sind nicht nur Kontext, Sprecher und Hintergrundwissen wichtig, sondern auch, mit welcher Einstellung der Vater diese Äußerung macht. In diesem Fall ist die Aussage wahrscheinlich ironisch.

Satz + Kontext + implizite Proposition + Einstellung dazu = Sprecherbedeutung




zum Beispieltext "Das Aquarium":

Der Inhalt könnte auch in 1-2 Sätzen gesagt werden. Dies zeigt, dass in der Sprache sehr viel Wissen steckt, das nicht explizit erklärt werden muss und von dem Hörer auch nicht erwarten, dass es erklärt wird. Die Pragmatik beschäftigt sich also mit der Frage, welches Weltwissen notwendig ist, um Äußerungen zu verstehen. Somit wäre der Aquarium-Text nur für jemanden informativ, der aus einem völlig anderen Kulturkreis kommt (in dem es zum Beispiel keine mehrstöckigen Häuser, keine Straßen, keine Stiegen gibt).

zum Beispieltext "Streit mit schönen Worten"

Der Dialog hat zwar ein Vorwort/Gegenvorwurf-Format, aber nicht den "passenden" Inhalt, es stimmt also die Pragmatik nicht. Und am Schluss, wo die Versöhnung einsetzt, scheint der Streit inhaltlich erst zu beginnen.

Für beide Beispieltexte von Karl Valentin gilt, dass implizite Erwartungen unterlaufen werden.

zu den Beispielen aus den Folien

In Äußerungen findet sich nicht nur Informationsvermittlung, sondern auch Hinweise auf die Beziehung zwischen den Sprechern. Pragmatik beschäftigt sich mit Sprache in Verwendung und der systematischen Modellierung. Es geht um die parole.

Die Äußerungsbedeutung ist sozusagen der kleinste Beschäftigungsbereich der Pragmatik. Diese setzt sich aus dem Satz, dem Kontext (über deiktische Elemente, wie "dies", "dort", "jetzt", "du"), impliziten Propositionen (siehe Präsupposition) und der Einstellung (Beziehung zum Gegenstand, zum Hörer ...)des Sprechers zusammen.

Pragmatik und Semantik gehen hineinander schwimmend über. (So wie übrigens auch die Grammatik in die Semantik, kleine Nebenbemerkung ;) ) Die Extrema der beiden Bereiche jedenfalls "Satzbedeutung" vs. "Äußerungsbedeutung". Pragmatik ist Semantik in konkreter Situation, in Verwendung. Sie ist nur ein anderer Blickwinkel auf die Sprache.

In der Literatur ist deshalb der Definitionsbereich von Pragmatik oft sehr verschieden. Zum Beispiel ist der Pragmatikbegriff im angelsächsischen wesentlich weiter gefasst.

Präsuppositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sind semantisch-pragmatische Eigenschaften von Äußerungen oder auch "Voraussetzungen für Bedeutungszuweisungen von Sätzen". Frege beschäftigte sich in seiner logischen Semantik mit Eigennamen (Eigennamen sind Präsuppositionstrigger):

Formal lässt sich eine Präsupposition von einer Inferenz ganz einfach unterscheiden, wenn sie sowohl für die positive als auch für die negative Version des Satzes gilt.

Beispielsatz / Sachverhalt: Peter schaffte es, rechtzeitig stehenzubleiben.

Inferenz: Peter blieb rechtzeitig stehen. Gilt für den ersten Satz, jedoch nicht für die Negation desselben ("Peter schaffte es nicht").

Präsupposition: Peter versuchte, rechtzeitig stehenzubleiben. Wenn wir den Sachverhalt / ersten Beispielsatz unter Negation setzen, ist JENE Schlussfolgerung eine Präsupposition, die nochimmer gilt. Präsupposition gilt also sowohl für den ersten Satz, als für die Negation desselben. Mit diesem Test kann man Präsuppositionen herausfinden. (grundlegende Begründung, warum dieser Satz eine Präsupposition ist: Weil das Versuchen die Voraussetzung fürs Schaffen ist.).

Präsuppositionen bestimmen die Voraussetzungen für die Interpretierbarkeit eines Satzes. Sie bestimmen jedoch nicht, ob ein Satz wahr oder falsch ist!

Levinson vergleicht Präsuppositionen mit Gestaltspsychologie: So wie man Figuren immer vor einem Hintergrund wahrnimmt, so bilden die Präsuppositionen den Hintergrund für die Figur "Satz".

Präsuppositionen hängen an bestimmten sprachlichen Ausdrücken, sog. Präsuppositionstrigger. Diese sind meinst sprachunabhängig (innerhalb einer Sprachfamilie, wie zB Indogermanisch). "du" aber ist sprachabhängig und kann nur innerhalb der Sprache als Präsuppositionstrigger dienen. (Im Englischen gehts zB ned) - so genannte "pragmatische Präsupposition"

Bei komplexen Sätzen darf nur der HS negiert bzw. positiviert werden, um Präsuppositionen zu "testen". Nicht die Nebensätze - deren Inhalte sind meist selbst Präsuppositionen des HS. Beim Bestimmen von Präsuppositionen kommen wir in einen infiniten Prozess, weil die Präsupposition nicht sich selbst sondern wieder etwas anderes als Präsupposition hat (am Beispiel "Peter versuchte, rechtzeitig stehen zu bleiben": es gibt etwas, das ihn veranlasst stehen zu bleiben; Peter war in Bewegung;...)

Präsuppositionen sind annullierbar, wenn sie explizit verneint werden.


Ein Präsuppositionstrigger ist eine Konstruktion oder ein Element welches die Existenz einer Präsupposition in einer Äußerung signalisiert. Präsuppositionstrigger sind:

Präsuppositionstrigger Beispielsatz Präsupposition(en) des Beispielsatzes
faktive Verben: bedauern, wissen, erkennen Hans bedauert, dass Maria verheiratet ist. Maria ist verheiratet.
implikative Verben: gelingen, vermeiden, vergessen Hans hat es geschafft, die Tür zu öffnen/Hans hat die Tür aufgekriegt. Hans hat versucht, die Tür zu öffnen.
Verben, die Zustandsveränderungen ausdrücken: aufhören Hans hat aufgehört zu rauchen. Hans hat geraucht.
Iterative: wieder, schon einmal Die fliegenden Untertassen kamen wieder. Die fliegenden Untertassen waren schon einmal da.
Verben der Beurteilung: vorwerfen Agathe warf Peter Plagiarismus vor. Agathe denkt, dass Plagiarismus schlecht ist.
Temporalsätze Peter hat Linguistik studiert bevor er nach Wien kam. Peter ist nach Wien gekommen.
Cleft-Konstruktionen Es war Maria, die Hans küsste. jemand küsste Hans
Implizite Cleft-Konstruktionen (durch Betonung realisiert) Alberto nahm an der OLYMPIADE teil. Alberto hat an etwas teilgenommen.
Vergleiche und Kontraste Maria nannte Bert schwachbrüstig und dann beleidigte ER SIE. jmd. schwachbrüstig zu nennen ist eine Beleidigung
nichtrestriktive Relativsätze Professor A, der den Himalay bestiegen hatte, war ein guter Linguist Prof. A hat den Himalay bestiegen
kontrafaktische Konditionalsätze Wenn Hannibal 12 Elefanten mehr gehabt hätte, würden die romanischen Sprachen heute nicht existieren. Hannibal hatte keine 12 Elefanten mehr

Präsuppostionen können annulliert werden z.B.

Peter weinte bevor er seine Dissertation fertigstellte. (Präsup : er stellte sie fertig)

ABER: Peter starb bevor er seine Dissertation fertigstellte. (Präsup. ist ausgeschlossen)

Sprechakte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sprechakttheorie ist heute noch ein wichtiges Gebiet der Pragmatik und wurde von Austin und Searle entwickelt. Sie entstand in Abgrenzung zu damaligen semantischen Theorien, welche Sätzen nur dann Bedeutung zugestehen, wenn ihnen Wahrheitswerte zugewiesen werden können. Sie beschränken sich dabei nur auf Aussagesätze.

Austin hingegen beschäftigte sich mit Sätzen, die für die die Semantiktheorien keine Erklärungen haben. Es hat zB keinen Sinn jene ersten Beispielsätze aus den Folien auf Wahrheit zu überprüfen, denn es wird kein Zustand der Welt beschrieben. Sie unterscheiden sich von einfachen Aussagesätzen dahingehend, dass mit ihrem Äußern gleichzeitig eine Handlung durchgeführt wird ("ich widerspreche ...") A: Ich verurteile Sie zu 10 Jahren Haft. ??B: Das ist falsch.

In diesem Beispiel geht es nicht um wahr oder falsch, sondern um das Glücken der Handlung, indem B zustimmt.

Damit Äußerungen gelingen müssen die Rollen von Sprecher / Hörer erfüllt sein (Position, Situation, ...).

Nochmal: Aussagesätze sind wahr oder falsch, aber Äußerungen gelingen oder gelingen nicht.

Austin meint nun, dass Aussagesätze auch als Äußerungen behandelt werden können.

1. Schritt:

Sätze müssen systematisch untersucht und in "Performative" (Sprechhandlung) und "Konstative" (Aussagesatz) unterteilt werden.

2. Schritt:

Bedingungen festlegen, unter denen Performative gelingen: zur Folie

ad A,1: "Ich taufe dich" (formelhaft) 2: anders gesagt, die Rollen müssen erfüllt werden.

C: Absichten und Erwartungen müssen erfüllt sein (Aufrichtigkeit). Es muss das Geäußerte auch wirklich gemeint sein.

Sprechakttheorie ist sprecher/hörerbezogen.

3. Schritt:

Verstöße gegen A,B und C finden.

Eigenschaften von Performativen

"Ich schlage die Eier schaumig." ist zwar eine Aussage, aber auch auch eine Äußerung.

Performative können auch implizit durch zB Imperativ, Intonation ... ausgedrückt werden. Sie können durch Voranstellen von zB "Ich frage hiermit, ob ..." in explizite umgewandelt werden.

Austin sagt: Daten über Performative müssen gesammelt und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Dann mögen Klassen sichtbar werden. Aber je weiter das Datenmaterial, umso weniger Gemeinsamkeiten. Einzig feststellbare: Frage, Rufzeichen, Aussage.

Performative werden kontinuierlich von geglückt bis nicht geglückt bewertet.

Sind Feststellungen auch Performative?

"Frankreich ist 6eckig" ist ein Konstativ, der nur bedingt wahr ist. (F ist nicht wirklich 6eckig). Wahr/Falsch ist daher kein Kriterium zur Unterscheidung. Man kann aber sagen:

"Ich stelle hiermit fest, dass Frankreich 6eckig ist."

Solche Aussagesätze sind Feststellungen und jeder Satz der geäußert wird, ist eine Handlung, daher ein Performativ.

Vier Arten von Sprechakten

- Lokutionärer Akt: Äußerung eines grammatikalischen Satzes.

- Propositionaler Akt: Aussage über „etwas“

- Illokutionärer Akt: Durchführung einer Handlung durch die konventionelle Kraft (force), die mit diesem Satz verbunden ist. ZB "Abgemacht."

- Perlokutionärer Akt: das Herbeiführen eines Effekts bei der HörerIn, Effekte können situationsspezifisch sein. ZB "Ich wette mit dir ...", und auch hier "Abgemacht."

Illokutionärer und Perlokutionärer Akt sind situationsabhängig. Die vier Arten werden immer gleichzeitig zu gewissen Graden realisiert. Es ist nicht möglich, nur eine bestimmte Form von Akt zu realisieren.

Searle entwickelte die Theorie weiter und versuchte zu systematizieren und rigidifizieren. Er stellte illokutionsanzeigende Mittel auf. ("illocutioning force indicating device" IFID)

Geglücktheitsbedingungen

Es gibt propositionale, vorbereitende, Aufrichtigkeits- und essentielle Bedingungen (siehe Folie). Bestimmte Bedingungen konstituieren den Sprechakt "Versprechen".

Allgemeine Bedingungen:

- Sprecher und Hörer verstehen beide die Äußerung.

- Beide sind zurechnungsfähig.

- Beide handeln unter normalen Umständen.

- Die Äußerung enthält das richtige IFID für die Umstände.

zu Searles Klassifikation:

"Ich ernenne dich zum ..." ist ein Deklarativ.

zur Habermas'schen Modifikation:

Für H. ist der Geltungsanspruch wichtig zu betrachten.

explizite Performative und grammatische Modi drücken Illokution aus. Jede IFID kann durch explizite Performative ausgedrückt werden. "Ich U (Präs.) dich hiermit, dass S"

Indirekte Sprechakte

Die Beispiele a-g haben gemeinsam, dass die Türe geschlossen werden soll, sind aber keine Imperative. (g) sprichen das Türeschließen kaum noch an. Eher wird die Beziehung ausgedrückt.

Strukturelle Eigenschaften

"bitte" oder "Darf ich sagen" (parenthetischer Satz)

Es gibt zwei Probleme indirekter Sprechakte:

  • 1.Problem: Illokution und Form des Sprechaktes fallen nicht zusammen.
  • 2.Problem: Die syntaktischen Eigenschaften, die mit ihrer Illokution zusammenfallen: symtaktisch gesehen kann es sich um eine Frage handeln, doch in Wirklichkeit ist es Aufforderung.

Es gibt 2 große Lösungsversuche:

  • die Idiomentheorie (die laut Grubers Worten nie wieder in einer Prüfung für diese Lehrveranstaltung erwähnt werden soll!!!)
  • die Inferenztheorie

Die Idiomentheorie war die erste Idee, sie war jedoch ineffizient. Sie besagt, dass indirekte Sprachakte nur idiomatische Realisieungen ihres zugrundeliegenden Sprechaktes sind. Neben Wissen über die direkte realisierung haben wir auch idiomatische Äußerungen gespeichert, die verwendet werden können. Wir haben eine ganze Reihe von idiomatischen indirekten Sprechakten gespeichert. Durch diese Theorie ergeben sich jedoch weitere Probleme:

  • In bestimmten Kontexten, in welchen wir eine Frage als indirekte Aufforderung verwenden, bleibt der Fragecharakter erhalten. Ein Beispiel wäre "Können sie das Fenster schließen?"
  • Die Theorie lässt keine Sprechakte mit zwei Idiomen zu.
  • Für jeden möglichen Sprechakt müssten wir viele idiome speichern, dies wäre zuviel, außerdem bestünde die gefahr, dass wir gewisse indirekte Sprechakte nicht verstehen.
  • Idiomatische Wendungen sind sprachspezifisch, doch indirekte Sprechakte sind in vielen Sprachen nach denselben Prinzipien konstruiert.

Die Inferenztheorien basieren alle auf unterschiedlichen Variationen desselben Themas. Sie nehmen an, dass der indirekte Sprechakt die illokutionäre Kraft des Sprechaktes besitzt. "Könnten Sie das Fenster öffnen" bleibt primär immer noch eine Frage. Bestimmte Kontextfaktoren können die wörtliche Interpretation des Sprechakts jedoch blockieren. Laut der Theorie weiss der Hörer, dass ein Sprechakt indirekt gemeint sein muss, wenn die unmittelbar übermittelte Information nicht gemeint sein kann. Das Schließen von der Frage zur Aufforderung geschieht durch gewisse Inferenzprinzipien.

Die generellen Charakteristika der Inferenztheorien sind also:

  • Die wörtliche Bedeutung und die wörtliche Illokution einer Äußerung wird von allen Gesprächsteilnehmern konstruiert.
  • Es gibt einen Inferenz-Trigger, der anzeigt, dass es sich um einen indirekten Sprechakt handelt.
  • Es gibt Inferenzprinzipien, die im gegebenen Kontext und bei der gegebenen Äußerung eine Inferenz produzieren.
  • Es gibt pragmatisch sensitive linguistischer Regeln, die die linguistischen Eigenschaften von direkten und indirekten Sprechakten steuern.

Bei diesen Theorien hat mal also im Gegensatz zu ersterer Theorie, bei welcher nur indirekte Sprechakte zur Verfügung stehen, auch die illokutionäre Kraft zur Verfügung.

Ein Beispiel für eine Inferenztheorie ist die Gordon Lakoffsche Theorie.

  • 1.Schritt: Wenn wir einen indirekten Sprechakt hören, konstruieren wir die wörtlich gemeinte Illokution (wir denken darüber nach, was es wörtlich heißt).
  • 2. Schritt: In einem bestimmten Kontext wird die wörtliche Interpretation des Sprachaktes blockiert. Die Inferenzprinzipien greifen ineinander. Es kann auch sein, dass der Inferenztrigger mitgeliefert wird, beispielsweise wenn Fragen als indirekte Realisierung eines Sprechaktes, die sich auf Geglücktheitsbestimmungen des Sprachaktes beziehen, gestellt werden ("Könnten sie das Fenster schließen?" - der Aufgeforderte muss es tun können. Die Frage nach einer Geglücktheitsbedingung ist in diesem Fall das Inferenzprinzip und gleichzeitig der Inferenztrigger. Man kann die Frage als indirekten Sprechakt einer Aufforderung identifizieren.

Sie bezieht sich auf vorbereitende Bedingungen.)

Wir können auch nach der Aufrichtigkeit fragen, wenn wir indirekte Sprachakte äußern: "Willst Du jetz wirklich weggehen?" kann auch als Drohung gemeint sein. Wäre hier der indirekte Sprechakt einer Drohung realisiert, wird nach Aufrichtigkeit gefragt. Mit dieser Theorie kann eine große Klasse von indirekten Sprachakten untersucht werden. Man zeigt so die syntaktischen Eigenschaften ihrer zugrundeliegenden Illokution. Nur Sprechakte, die relativ stark konventionalisiert sind. Beide Illokutionsebene: direkte und zugrundeliegende: können in best. Sit. Auch auf wörtliche zurückgreifen: best.Kontextsensitive können wir trotzdem damit nicht erklären. Gibt ansatz, der auch sehr vorwissensabhängige, kontextspezifischen Theorien: Ethnographien der Kommuniktaion. Sind keine pragmat.theorien. Jeder Sprechakt wird prinzipiell interpretiert auf individuellem, sozialen und kulturellem Hintergrundwissen. Durch dieses Wissen kann ichs desambiguieren. Andere Mögl.: relevanztheorie: macht zw. dir und indir.Sprechakten keine kategorialen unterschiede.

Die Sprechakttheorie lässt viele empirische Gebäude offen. Es war die erste Theorie, die den Zusammenhang zwischen handeln und sprechen erkennt und untersucht hat. Sie versuchte auch zu analysieren, wie sprachl Formen und Handlung zusammenhängen: Wie hängen grammatische, sprachliche Formen mit Illokutionen zusammen?

Gricesche Pragmatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bitte mit dazugehörigen Folien durcharbeiten, damit sich der ganze Sinn erschließt!

nach Paul Grice

Zweite große Theorie am Beginn der linguistischen Pragmatik.

„Er fuhr in die Arbeit und setzte sich in’s Auto“. Das Wort „und“ hat lexikalisch gesehen keine reihende Funktion, pragmatisch gesehen jedoch schon. In vielen Fällen ist die wörtliche Bedeutung einfach zu wenig.


Was bedeutet „BEDEUTUNG“ bei Grice?

Folie: Meaning nn:

natürliche Bedeutung (Bsp.: 1,5) nicht- natürliche Bedeutung (Bsp.: 2-4)

ad 1) Annulierbarkeitskriterium

„Diese Flecken bedeuten Masern.“ Natürliche Bedeutung, kann nicht annulliert werden. Man kann nicht sagen, dass uns der Patient täuscht und keine Masern hat. Das Eine bedingt das Andere. Flecken sind nicht intentional gewählt. „Das dreimalige Läuten im Bus bedeutet, dass der Bus voll ist.“ Kriterium nicht erfüllt, denn der Fahrer könnte sich geirrt haben und z.B. aus Versehen drei Mal geläutet haben.

ad 2) Kommunikationsinhaltskriterium

siehe Folie: hat mit Flecken nichts gemeint, nicht erfüllt.


Intentionale Bedeutungserklärung: Folie. (Hinweis: in der vorvorletzten Zeile der Folie ist das Wort „SprecherIn“ durch „HörerIn“ zu ersetzen.)

Bsp. von Levinson: Erschrecken im Wald (jemand erschreckt jemand anderen im Wald) Nicht natürlich: Person erschrickt, reflektiert aber vorher, dass der andere sie erschrecken wollte. Natürlich: Person erschrickt einfach so.


bei Grice geht es immer um

- Kommunikation in Kommunikationssituationen (keine Semantik oder Zeichentheorie)

- eine bestimmte Art & Weise zur Erreichung von Kommunikationszielen

- die primäre Sprecherintention

"natürliche" Bedeutung hat zB das Erschrecktwerden.

Theorie der Implikaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

meint weniger "logisches Schließen".

(Anmerkung: Mitschrift macht bis zu "Generalisierte Implikaturen" nur Sinn, wenn sie zusammen mit den Folien durchgearbeitet wird!!!!)

Implikatur = Kunstwort. Wurde von Grice erfunden, soll an das Wort „Implikation“ erinnern. --> Theorie des Alltagsschlussfolgerns, ist nicht logisch.


Zwei Fundamente:

1.Kooperationsprinzip (Folie)

Wenn es von einem nicht eingehalten wird, kann ich Schema nicht einhalten.

2.Kommunikationsmaxime (Folie)

1.Quantität

2.Qualität

3.Relation (sei relevant!)

4.Modalität (sei klar!)

--> stellt keine Gebrauchsanweisung für gelungene Kommunikation dar. Grice sieht sie als Hintergrundprogramm für das, was während der Kommunikation abläuft.


Grice interessiert sich für Verstöße gegen die Maxime:

1. Wenn ich gut lüge, verstoße ich nicht wirklich gegen das Kooperationsprinzip, aber gegen Maxime der Qualität.

2. Explizites Aussteigen aus Situation. Wenn der Sprecher sagt „Ich nehme an, X hat mit Y ein Verhältnis“ oder „Ich weiß, das gehört nicht zum Thema“ --> nicht relevante Aussagen.

3. Maximenkollisionen, meist zwischen Qualität und Quantität

4. Flagrante Nichterfüllung: Sprecher verstößt offensichtlich, Hörer erkennt es. Hörer nimmt an, dass es bewusst gemacht wurde, um etwas mitzuteilen. Bsp.: Ironie. Schlussprozess: Konventionelle Implikatur: offensichtlicher Verstoß gegen Maxime.


Eigenschaften von Implikaturen (Folie)

- Annullierbarkeit: „Karin mag Werner“ --> Karin liebt Werner nicht. Aber: "Karin mag Werner, ja sie liebt ihn richtig".

- Nichtabtrennbarkeit: Ironischer Gebrauch von „Ist ja großartig“ kann durch „Ist ja grandios“ ersetzt werden.

- Nichtkonventionalität: Verbalisiertheit des Gesagten: Das Gesagte in einer Situation kann wahr sein, Implikatur kann falsch sein. Unbestimmtheit: Eine Äußerung kann unbestimmt viele Implikaturen haben, nicht immer alle Eigenschaften müssen auftreten.

Das Grice’sche Modell ist sehr beliebt in der linguistischen Pragmatik, es findet viele Anwendungsgebiete.


Arten von Implikaturen: siehe Folie (Baum, Beispiele)

laut Rolf: Sprecherimplikaturen:

- konventionelle: Bestimmte lexikalische Ausdrücke haben zusätzliche pragmatische Bedeutung. Beispiel: „und“ impliziert zeitliche Abfolge. Bsp.: „Peter ist arm, aber ehrlich“: nicht abtrennbar, nicht annullierbar!

- nichtkonventionelle (Folie): nicht durch Grice gedeckt!

- konventionelle: Verstöße gegen eine der Grice’schen Maxime.


Generalisierte Implikaturen: Wird mit einer Frage gegen die Griceschen Maxime verstoßen, ists vielleicht eine rhetorische. Die Implikatur der Quantitätsmaxime kann über Einfügung von "nur" verbalisiert werden. Im Kontext wird immer die stärkste Äußerungsbedeutung genommen, die aber noch stimmt. "Hans hat 14 Kinder" --> "Hat hat nur 14 Kinder" und eher nicht "Hans hat 20 Kinder" (was auch impliziert werden könnte).

ad Implikaturen zur Relevanzmaxime: Äußerungen beziehen sich auf den unmittelbaren Gesprächskontext.


Skalare Implikaturen: Kommen dort zum Einsatz, wo es in einer Sprache eine Reihe von Ausdrücken gibt, die sich entlang einer eindimensionalen Skala ordnen lassen. ZB Zahlen, relationale Antonyme. Mit der Verwendung eines hohen Werts, meint man (werden impliziert) auch alle niederen ("Entailment"). Man kann aber auch sagen „es sind wenige anwesend“, wenn viele anwesend sind. Skalare Implikatur: Die links stehenden Begriffe sind nicht gemeint. Er hat 3 Kinder stimmt auch für 5 kinder, gemeint sind aber logisch 2 und 1 Kind. Alle links stehenden sind negiert, obwohl das logisch nicht der Fall ist.

Weitere Eigenschaften dieser skalaren Implikaturen: einseitige Lesart vs. zweiseitige Lesart. die Negation solcher Äußerungen bezieht sich auf die einseitige Lesart. "Es ist nicht warm draußen" --> "es ist kühl". (nicht: "es ist heiß")

Viele dieser Skalen sind in der Semantik als schwammig definiert. Die Bedeutung dieser Begriffe ist kontextuell unterschiedlich, relativ, gesellschaftsabhängig. In Gricescher Pragmatik war es in bestimmten Bereichen eine sehr interessante Aufgabe, sich mit diesen Skalen zu beschäftigen. Was haben sie gemeinsam, wie kann man sie systemantisch behandeln?


Klausale Implikaturen: herrschen zwischen Satzgefügen, in denen bestimmte skalenartige Verben auftreten. „glaube“-„weiß“ so wie oben. Der Unterschied ist, dass die Verben nur in Satzgefügen auftreten.


Schlussstatement: Grice hat anderen Ansatz als Sprechakttheorie gewählt, diese ist nur an der Oberfläche der Sprache. Grice: Bedeutungen hängen nicht allein an Oberflächen, sondern hängen immer von dem ab, was Sprecher in Situation dem Hörer mitteilen will. Das ist tiefergehend.

Relevanztheorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die RT kommt ohne die Gricesche Pragmatik nicht aus, unterscheidet sich aber von ihr. Die RT wurde von Sperber und Wilson (1986) formuliert und ist seither zu einer Standardtheorie in der Pragmatik geworden. Sie versucht vor allem die Trennung der einzelnen Bereiche in der Linguistk aufzubrechen und will alle Phänomene erklären, auch Probleme der Morphologie und Syntax. Ist ein übergreifendes Kommunikationsschema.

RT hat eine sehr elaborierte Terminologie. Sie baut auf wissenschaftlichen Alltagsbegriffen auf, die prägnant sind, aber auf eine gewisse Richtung geeicht sind. Sie verwendet die Begriffe in neuer Weise.

Die Sprecherbedeutung steht im Zentrum der RT. Die RT will erklären, wie Sprecherbedeutungen zum Hörer überfließen. Sie sind konstituiert als Set von Propositionen, die direkt oder indirekt ausgedrückt werden.

Das Set soll vervollständigt werden. Was bedeutet das Set im Kontext, was bedeutet es an sich? Indirekte Propositionen können über Inferenzen erschlossen werden. Die Propositionen sind nicht nur Wissensvermittlung, sondern auch Objekte der Einstellung eines Sprechers. Der Hörer kann aufgrund einer Äußerung erschließen, welche Einstellungen ein Sprecher hat. Jede Äußerung hat in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Bedeutung.

zum Einkaufsbeispiel aus der ersten Einheit: Zwei Bedeutungen sind möglich:

Wir müssen nicht viel einkaufen, weil wir nicht zuhause sind.

Wenn wir viel weg sind am Samstag, müssen wir einkaufen, sonst verhungern wir am Sonntag.

Das hat nichts mit Griceschen Maximen zu tun. Diese Art von Bedeutungsgenerierung ist Feld der RT.

Sprecher machen nie alle Propositionen explizit, sie entscheiden vorher welche implizit, welche explizit.

Was sind die Pinzipen dahinter?

- Sozio-kulturelle Faktoren

- kommunikative bzw psychologische Faktoren (die die RT bevorzugt)

Es gibt eine generelle kognitive Grundausstattung, auf der sich kulturelle Dinge entwickeln.

Wie schauen Schlussfolgerungsregeln aus?

Brauchen wir in Alltagskommunikation wenig.

„die Bänke werden von Freiwilligen ersetzt“

Auf die richige Bedeutung kommt man einfach in der gegebenen Situation.

zum Fernsehbeispiel: Die Bedeutung ist auf wörtlicher Ebene nicht sichtbar.

Zentrale Fragen:

Wie kommt man von den Äußerungen zu den gemeinten Bedeutungen und nicht zu falschen Interpretationen?

Wie schauen die Inferenzen aus?

zum Pragmatikbeispiel: Zweitere viel Spezifischere.

In unterschiedlichen Kontexten können beide reale Schlussfolgerungen sein. Aber wie ist das theoretisch modellierbar? In Alltagsaussagen hat man es mit Begründungen und Annahmen über die Welt zu tun, die verschieden stark sein können.

zum Violenebeispiel: (die Liste beinhaltet Alternationen, keine Aufsummierung) d ist stärkste Annahme, b die schwächste. a,c und e können noch mal gereiht werden. Hier ist e stärkeste, c nur halbwegs sicher, wenn wir wissen, dass Barbara alleine wohnt. Jede Behauptung erbt die Stärke der schwächsten Begründung. ZB a-e sind Kontext einer Äußerung. Je nach Stärke eines Kontexts kann man Behauptung annehmen oder verweisen. Das tritt in jedem kommunikativem Akt auf. Die Stärke wird kalkuliert. Weitere frage: Was ist alles Kontext?

Drei Typen:

unmittelbaren sprachlicher Kontext

unmittelbaren situationalen Kontext

konzeptuelles Wissen, durch Äußerung aktiviert

Bei der RT gehts um die Modellierung des konzeptuellen Wissens. Sie ist der Meinung, dass das Verstehen und Interpretieren von Äußerung bei letztem Punkt beginnt und nach oben hin die Behauptung jeweils prüft.

Annahme des wechselseitigen Wissens: Dass wir in jeder Situation, bevor wir eine Äußerung konstruieren, uns darüber im klaren sein müssen, was mein gegenüber weiß. Dann weiß ich auch, was der von mir annimmt, dass ich weiß. Irgendwann weiß man, was für eine Äußerung man konstruieren kann, dass sie der andere auch versteht.

Aber: Ab welchem Punkt geschieht das? Kann man nicht wissen.

Deshalb schwächere Variante: Es gibt unterschiedliche Stufen des wechselseitigen Wissens, die immer aktiv sind.

Physiche Kopräsenz: Man kann davon ausgehen, dass der Hörer das gleiche wahrnimmt wie der Sprecher

Linguistische Kopräsenz: Gilt in unmittelbarer Gesprächssituation, dass beide die gleiche Äußerung hören.

Gemeinschaftszugehörigkeit: Wir alle gehen davon aus, dass wir als Mitglieder verschiedener Gruppen ein gewisses Vorwissen haben. Und davon können wir in Kommunikation ausgehen.

Die Stärke der Wissen nimmt von oben nach unten ab. Deshalb gibts die meisten kommunikativen Probleme bei fehlender physischer Kopräsenz, zB wenn die Personen nicht im gleichen Raum sind, zB beim Telefonieren.

zur linguistischen Kopräsenz: Wenn man sich ein Video des Sprechers anschaut: Es können keine Rückfragen gestellt werden und es besteht auch keine physische Kopräsenz. Probleme gibts dahingehend auch bei Sprachverschiedenheit: Kommunikation kann aber noch über physikalische Mittel funktionieren.

Schwache Version des wechselseitigen Wissens:

Die RT sagt, dass diese Annahme nicht immer gegeben ist. Kommunikation kann funktionieren, wenn wechselseitiges Wissen nicht da ist.

Zum Beispiel: Peter muss nicht wissen, dass das Gebäude eine Kirche ist. Personen konkretisieren ihr wechselseitiges Wissen im Gespräch.

Die RT ist eine kognitiv, nicht soziologisch orientierte Kommunikationstheorie.

Grundbegriffe:

Informative Intention: muss im Geist des Sprechers nicht ausformuliert sein, es reicht schon eine vage Vorstellung. Die RT unterscheidet zwischen sprachlicher Äußerung und Gedanken (die werden zu Äußerungen externalisiert).

Kommunikative Intention: Wenn Hörer die kommunikative Intention erkannt haben, sollen sie sich der informativen widmen.

manifest: Wenn Sprecher und Hörer sich einen Inhalt vorstellen und akzeptieren können. Dieser muss nur potentiell, und nicht aktuell, verfügbar sein.

Kontextuelle Implikation: sehr dynamisch. ändert und entwickelt sich mit jeder Äußerung.

zu ostensiv-inferentielle: Wenn eine Äußerung nur o.-i. ist, dann ist sie eine Meta-Aussage, die selten in Alltagskommunikation ist.

zum Beispiel: B ist relevanter als B', weil Ablehnung + Begründung geliefert wird.

Relevanz ist graduell und nicht quantifizierbar.

Unterschiede von RT zu Gricescher Pragmatik

Grice: höheres Maß der Kooperation angenommen

RT: nur Intentionalität unterstellt

Grice: Sprecher befolgen 4 Maxime

RT: nimmt diese Maxime nicht an. Sprecher und Hörer folgen dem Relevanzprinzip einfach, so wie nicht überlegen müssen, welche Muskel genau zum Gehen bewegt werden müssen.

Grice: zwei Klassen von Bedeutungsgenerierung: konventionelles Code-Modell der Kommunikation vs. indirekte Implikaturbedeutungen

RT: übergreifend: will alle Effekte sprachlicher Kommunikation erklären.

Äußerungen können nicht immer meine Geanken ausdrücken, können oft nich übereinstimmen. Kann wörtliche oder metaphorische Interpretation sein der Äußerung (s. Folie: Äußerungen und gedanken Sperber/Wilson, 1988): Rel.th.: performative Äußerungen in ihrer kognitivenRepräsentation für Linguisten beschreibbar sein müssen. Gedanke eines Sprechakts kann auch Interpretation eines gedankens sein. Nehme an, dass jemand diesen gedanken hatte, kann auch ich sein.

S Folie“interpretativer gebrauch“ Relth: gibt nicht nur Beschreibenden Gebrauch v äußerungen sondern auch mit einer äußerung eine andere interpretieren. Erwartungen des Rezipienten: Erwartung der wahrhaftigkeit: es wird erwartet, dass ich äußerung eines anderen wahr und genau wiedergegeben wird (=+ genauigkeit). Es muss nicht wörtlich wiedergegeben werden, aber inhaltlich. Anders abe beim wörtl Zitat im wiss. Text.= andere Erwartungen der Genauigkeit.= interpretativer gebrauch. Folie: Interpretativer Gebrauch / Echoverwendung: 1.B: Echoverwendung, B wiederholt dies auch mit derselben Intention wie A. 2.:intendierte Bed. Eine andere: meint es ironisch. Gleiche Echoverwenund, aber aufgrund des Kontext und auch aufgrund des Gesichtsausdrucks, der Intonation, etc., ist klar, das durch Echoverwendung eine andere Sprachereinstellung zum Ausdruck gebracht werden woll. Echoverwendung auch Sprechereinstellung vermittelt im interpretativem Gebrauchsverwendung. RelTh.: diese Phänomene sollen in Grammatiken miteinbezogen werden. Bei der Wiedergabe interpretativer Gebrauchsverwendung haben wir 2 Aspekte:Untersch Ausmaß an genauigkeit...(s.Folie echoic use), Ihre Einstellung zur wiedergegebenen Äußerung ausdrücken. Werden durch interpretativer Ähnlichkeit (alle Gedanken, die eine aktuelle Äußerung mit ihrer Ursprungsäußerung gemeinsam hat)


Effekte der interpretativen Ähnl.: Metaphern: mein Nachbar ist ein Drache: alle werden annehmen, dass er unfreundlich ist, nicht, dass er ausschaut, wie ein Drache. Wenn ich sage: diese Eidechse ist ein Drache: wissen auch, dassEidechse so ausschaut wie ein Drache, nicht, dass sie unfreundlich ist.= interpretative Ähnlichkeit.

Ironie: (s. Folie:Effekte der interpret.Ähnl.) Iron Effekt liegt darin, dass die frage als Wiederholung einer Äußerung gestaltet wird, und normalerweise angemessen wäre, aber durch kontextwissen: wissma: kann nicht stimmen. Folie: Relevanz v Äußerungen:


Folie: Imlikature und Explikaturen: Nicht nur Äußerungspropositionen+kontextuelle Annahmen, um zu vollständigen Alle Bedeutungsgenerierungsprozesse, wenn die bei einer Äußerung lein relevantes Ergebnis bringen, weiss Hörer, jetz muss ich kontext dazunehmen, um zu relevanter äußerung zu kommen.

s. Folie Explikaturen und Implikaturen. Explikaturprozesse, die aus sprachl. Prinzipien sind, sind universelle Mechanismen, aber enzykloped. Wissen unterscheidet sich v Pers uz Pers: kann also da viel weniger voraussetzen.

S Folie: Implikaturen: Bedingung, auf die wir schließen: Manuskript darf nur eine bestimmte Länge haben.

Unterschied: implikaturen: Meachnismus der implikatur bei grice wird in gang gesetzt: Ausgangspunkt, dass ich beginne, i. Zu kalkulieren: Muss gegen eine Maxime verstoßen, um eine Implikatur in Gang zu setzen. Bei rel.th.:muss nicht gegen etwas verstoßen, sondern: im Gegenteil: haben die gleichen Mechanismen verwendet wie beiden Explikaturen. Von diesen unterschieden sich die Impl. Nur, dass die Expl.: sprachl. Kognitiven Prozess, der die Äußerung anreichert, während impl.: kontextuelle annamen verwenden. Das ist der große unterschied zw rel.th und grice.

Relth.: kann durch expl und impl, parallel konzipiert, dadruch viel besser erklären, wie kommunikatuin interpretiert wird. Bei grice: 2 bed.generierende aspekte:wenn Äuß. Wörtl gemeint ist: trad. Semantiktheorie, wieso hörer sprecher versteht, -....?? rel: erklärt alles mit gleichem Mechanismus, nur andere Annahmen: Expl., Impl.

Folie: Implikaturen (1) implizierter Schluss: dass B die Musik nicht mag. (2) sobald A Antwort hört weiß zusätzlich, dass es atonale Musik ist, obwohl A es vorher nicht wusste. Die annahme, dass musik atonal ist, kommt aus antwort zusätzlich heraus.- das könnte man mit griceschem modell nicht erklären.


Starke vs schwache implikturen: Ist jnur kontextuell ermittelbar: Äußerung kann untersch i. Zur Folge haben: eine äußerung kann mehrere i haben, oder bei mehreren Hörern untersch i. Haben. Starke i:durch die äußerung in best kontext eindeutig nahegelegt werden Schwache: die relativ vage bleiben und nicht unbedingt erschlossen werden müssen. Stärke einer i hängt lt relth ab, wie groß interpretationsspiel ist: je stärker implikatur, desto weniger interpretationsspielraum (eingeschränkterer interpratetionsspielraum) hab ich. Folie: starke und scwache impl: Bsp.1 hat stärkere Implikaturen als Bsp2, da nicht nur „nein“, sondern auch noch warum. Gibt nimmer viel zu deuteln. Explikatur: kein vorwissen über kontext nötig, zB:“Die Strände sind überfüllt“: weiß ich, es is auf jeden Fall schlecht. Wenn ich als Spr stakr i verwende, bin ich auch dafür verantwortlich zu machen: du hast das gesagt, damit hast Du auch das impplizit. Je schwächer meine i, desto weniger bin ich verantwortlich zu machen. Relth: untersch bereiche der komm in der untersch starke i verwendet werden: starke i:Wissenschaft: möglichst eindeutig soll sein, i Gegensatz zu poet Texten.

Relth.:bsp. F elaborierte th, d komm, die versucht, pragm und ling vollständig auf kognitiven aspetk zu reduzieren und soz und handlungstheoret. Aspekte als nicht relevant für pragmatik wertet.


Äußerungen und Gedanken

mithilfe von Explikaturen propositionale Formen anreichern

mehrere Folien weiter beim Beispiel zu starken und schwachen Implikaturen gibts einen Fehler:

Beispiel für starke Implikatur:

A: "Wurde ich zur Konferenz eingeladen?"

B: "Dein Manuskript war zu lang."

Im wissenschaftlichen Bereich werden eher starke, im poetischen eher schwache Implikaturen verwendet.

Politenesstheorie von Brown und Levinson[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Theorie geht als Ausgangspunkt von einer idealen Gesprächssituation aus. Brown und Levinson gehen von einer Model Person (MP) aus, die Sprecher einer natürlichen Sprache ist und mit zwei weiteren Eigenschaften ausgestattet ist:

Rationalität : Unter Rationalität ist die Fähigkeit der MP zu verstehen, im Hinblick auf ein gewünschtes Ziel vernunftbegabt die Mittel zu erschließen, die zu diesem Ziel führen ; also zielgerichtetes Denken

Face : als eine Form des Ichs zu verstehen, welches das Individuum in Interaktion mit anderen besitzt. Es ist ein gewünschtes Image, dass andere in der Gesellschaft wahrnehmen, eine gewünschte Disposition der eigenen Person, die nach B&L jedes kompetente erwachsene Mitglied einer Gesellschaft für sich beansprucht.

Es teilt sich in zwei Aspekte : negatives Face : beschreibt das Recht oder den Anspruch eines Mitglieds der Gesellschaft auf das Wahren seiner persönlichen Privatsphäre, das Recht nicht gestört oder ungewollt penetriert zu werden, sowie die Freiheit zu Handeln.

positive Face : bedeutet die eigene Sicht auf seine Persönlichkeit als integrierungswürdiges Mitglied der Gesellschaft - mit anderen Worten der Wunsch, dass das eigene Selbstbild geachtet, gemocht und gewürdigt wird. Genau genommen geht es hier nicht um die ethischen oder anthropologischen Fragen der Rechte der einzelnen, sondern B&L sehen die beiden Aspekte von Face als grundlegende Bedürfnisse einer jeden Person. Dies zieht nach sich, dass diese Bedürfnisse nur durch die Aktionen von anderen adäquat befriedigt werden können.

Face-threatening acts : Wenn es in Interaktionen zu Situationen kommt, in denen die oben genannten Bedürfnisse der Person nicht gewahrt werden, kommt es zu Face-threatening acts (betreffen sowohl negative als auch positive face)

FTAs, die das negative Face bedrohen sind unter anderem Befehle, Bitten, Ratschläge, Drohungen, Warnungen, Versprechen, Angebote oder Erinnerungen, d.h. alles, was der Sprecher (S) äußert und so den Empfänger (H) in seiner Freiheit auf die eine oder andere Art einschränkt. (Bei Bitten und Ratschlägen z.B. der Druck des H, wählen, bzw. handeln zu müssen.) Auch bei Handlungen die einen Wunsch Ss gegenüber H oder seinen Gütern ausdrücken (Komplimente, Neid, Bewunderung)

Das positive Face des H wird bedroht, wenn etwa Kritik ausgeübt wird, bei Lächerlichmachen, Verachtung, Beschwerden, Anschuldigungen, Beleidigungen, Herausforderungen oder Widersprüchen. Also wenn des Hörers positive face negativ bewertet wird. Auch bei Handlungen, die zeigen, dass dem Sprecher Hörers positive face egal ist : Respektlosigkeit, Erwähnung von Tabuthemen,…

Zudem kann durch einen aktiven Sprechakt auch das Face des S betroffen sein, wenn er sich zum Beispiel entschuldigen muss oder einen Fehler eingesteht, aber auch schon, wenn er sich bedankt oder ein Angebot annimmt, was ihn in eine Schuldsituation bringt.

FTAs im Umgang mit anderen auszuüben ist unumgänglich, ob im eigenen Sprachraum oder woanders. Die Frage nach der Höflichkeit betrifft den Grad der FTAs und somit den "Schaden", den man bei seinem Gesprächspartner anrichtet.

Strategien der FTA-Durchführung :

1. Man kann den FTA entweder durchführen(kleine Risikoeinschätzung) oder eben nicht (größte Risikoeinschäztung)

2. wenn man ihn durchführt ist er entweder verdeckt (größere Risikoeinschätzung des Gesichtsverlusts) oder offen (kl.RE) (offen = Sprechhandlung klar als die Sprechhandlung zu erkennen die gemeint war)

3. wenn verdeckt durchgeführt muss der Gegenüber durch Implikaturen erschließen was gemeint war; wenn offen durchgeführt: entweder mit (gr. Re)oder ohne Wiedergutmachung (kleinste Re) (mit Wiedergutmachung bedeutet mit bestimmten Abschwächungsstrategien)

4. wenns mit Wiedergutmachung ist dann gibt es die positive Politeness (kl. Re)oder die negative Politeness (gr.Re) (bezieht sich jeweils auf pos. Face oder neg. face)

Bei der Entscheidung vor dem Ausführen eines FTAs sind in jeder Kultur verschiedene Faktoren von Bedeutung, die den S bei der Entscheidungsfindung beeinflussen:

1. Die soziale Distanz (D) zwischen S und H

2.Die relative Macht (M) von S und H

3.Die absolute Rangreihe (R) der „Belästigungen“ je nach Kultur

Kritik: ist Politeness so universal wie hier von B&L dargestellt? bei empirischen Untersuchungen: sind die oben angegebenen Variabeln nicht relativ?


Die richtige Wahrung der Strategien macht einen taktvollen Menschen.

zu negative Politeness Strategien

Sei direkt. Wenn die Störung zu groß ist, dann sei indirekt, aber nicht mehr als nötig. Konventionalisierte Indirektheit ist ein guter Mittelweg.

Mit jeder Hinzufügung wird die Äußerung höflicher. "Honorifics" sind ehrenhafte, erstarrte, konventionalisierte Anredeformen. Negative Politeness-Strategien beeinflussen immer den Sprechakt an sich.

Negative Politeness-Strategien für Situation mit hohem FTA-Potential, Positive Politeness-Strategien für Situationen mit niederem FTA-Potential.

Kritik von Watts: Modell kann übermäßige, sarkastische Höflichkeit nicht erklären. Außerdem besteht durch die Verwendung des Alltagsbegriffts "Höflichkeit" Verwechslungsgefahr, da dieser Begriff in dem Modell mit einer weiteren Bedeutung belegt wird.