Uni Wien:PS zur Einführung in die Indogermanistik PS (Luschützky)/Prüfungsordner

Aus VoWi
Zur Navigation springen Zur Suche springen

im SS16 nicht besonders relevant (vermutlich von einer anderen LVA)

Historische Linguistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Welche drei Zugänge zu Sprachwandel werden grob unterschieden? Was sind die wichtigsten Aspekte?

Funktionale Theorien: Sprache reguliert sich selbst und strebt einem ausgewogenen System zu. Sprachwandel dient dazu, das Sprachsystem einfacher und symmetrischer zu machen. Ein wesentliches Konzept ist der functional load, die Anzahl der Aufgaben, die einem Sprachelement im System zukommen. Der functional load darf für kein Element zu hoch werden.

Kritikpunkte:

  • Es ist unklar, was die Sprechergemeinschaft dazu bringt, auf Asymmetrien im System zu reagieren.
  • Wenn Sprachen eine Tendenz zu Einfachheit und Symmetrie haben, müssten sie mit der Zeit zu einem "perfekten" Zustand konvergieren.

Psycholinguistische Theorien: Sprachwandel entsteht dadurch, dass Kinder beim Erstspracherwerb eine Grammatik erlernen, die sich im Detail von den Grammatiken älterer Sprechergenerationen unterscheidet. Sprachwandel wird also durch grammatische Reanalyse ausgelöst.

Kritik:

  • Diese Theorien nehmen an, dass es einen Endzustand des Grammatikerwerbs gibt, was nicht offensichtlich ist.
  • "Echter" Sprachwandel ist nach solchen Theorien auf die Zeit des L1-Erwerbs beschränkt. Die Rolle der Diffusion wird unterschätzt.

Soziolinguistische Theorien: Es gibt in einem synchronen Sprachsystem Unschärfen (Fuzziness) und Variation. Manche Varianten sind sozial stigmatisiert oder werden mit einem hohen sozialen Status verbunden. Sprachwandel geschieht dadurch, dass sich eine bestimmte Variante aufgrund ihrer sozialen Markierung in der Sprachgemeinschaft verbreitet (Diffusion).

2. Welchem Zugang ist Hales Theorie zuzuordnen? Wie und wieso verändert sich Sprache in Hales Modell? Was ist der zentrale Unterschied zwischen Wandel und Diffusion?

Hales Theorie besagt, dass Wandel beim Sprachlernen geschieht, sie ist also ein psycholinguistischer Zugang. Das Kind interpretiert den Input "falsch" und entwickelt dadurch eine Grammatik, die von der, die dem Input zugrunde lag, abweicht. Durch Diffusion kann sich diese über die Sprachgemeinschaft ausbreiten. Sprachwandel ist hier ein psychologisch und linguistisch erklärbarer Prozess, durch den ein Individuum eine Grammatik erwirbt, die sich von der der Umgebung (leicht) unterscheidet. Diffusion dagegen ist die Ausbreitung dieser G2, sie findet unter erwachsenen Sprecher*innen statt und ist nur soziologisch ergründbar.

3. Was ist die Hypothese der Junggrammatiker (Neogrammarian Hypothesis), was sind die Kritikpunkte? Ist Lautwandel blind? – Argumente pro und contra.

Die Junggrammatiker stellten die Theorie der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze auf, die besagt, dass Lautwandel unter denselben Bedingungen immer gleich abläuft. Ausnahmen folgen nur Regeln, die noch nicht entdeckt wurden. Kritik: Somit kann die Theorie nie falsifiziert werden. Wenn Sprachwandel blind wäre, hätten wir schon ein sehr chaotisches System. Aber Sprachwandel richtet sich nach den Sprachuniversalien, denn darin liegt begründet, wie ein Sprachsystem auszusehen hat.

4. Definiere: Phonologisierung, Entphonogisierung, Umphonologisierung, Assimilation, Dissimilation, Metathese, Transposition, Tilgung (Elision), Aphärese, Synkope, Synärese (Kontraktion), Apokope, Haplologie, Sprossung, Prothese, Epenthese (Anaptyxe, Svarabhakti), Diärese, Epithese, prosodischer Wandel (mit Beispielen), kontextfreier Lautwandel (anhand der 1. LV)

Phonologiesierung: Phonemspaltung; ein Allophon wird zu einem Phonem.
Entphonologisierung:Aufhebung der Distinktion von zwei Phonemen durch Phonemzusammenfall
Umphonologisierung:ein Phonem wird durch ein anderes ersetzt.
Assimilation: Angleichung eines Lautes an einen anderen. Die Richtung kann progressiv (von vorne nach hinten), reziprok (wechselseitig) oder regressiv (von hinten nach vorne) sein, der Wandel partiell oder total, nah oder fern.
Dissimilation:Die Unterschiede von von zwei Lauten vergrößern sich, um Distinktion zu verbessern. Partiell: Schon vorher verschiedene Laute; total: anfangs die selben.
Metathese:zwei Phoneme tauschen Platz (z.B. Roland > Orlando)
Transposition:ein Phonem wechselt seine Position (in andere Silbe)
Tilgung: ein Phonem fällt weg:
Apharäse:Tilgung eines Phonems am Wortanfang (Asparagus – Spargel)
Synkope:Tilgung in der Wortmitte (in unbetonten Silben, siehe làbratory vs. labòratry)
Synärese:(Kontraktion) zwei Phoneme werden zusammengezogen
Apokope: Tilgung am Wortende (Türe > Tür)
Haplologie: eine Silbe, die doppelt ist, fällt weg.
Sprossung:Einfügung eines Phonems
Prothese: Sprossung am Wortanfang (escuela)
Epenthese: Ein Phonem wird in die Wortmitte eingefügt und hat silbenbildende Funktion (infiszieren)
Diaräse:Zerdehnung (wenn das Versmaß eien weitere Silbe erfordert…)
Epithese: Sprossung am Wortende
Prosodischer Wandel: Wenn ein Akzent auf einem Vokal liegt, werden andere Vokale, die danach stehen, geschwächt und können wegfallen. Synchrones Bsp: AE láboratóry vs. BE labóratorý
Kontextfreier Lautwandel:

eine ganze Phonemgruppe verschiebt sich, ohne kontextuellen Grund. Muss etwas mit Sprachkontakt zu tun haben. Bsp. 1. germanische Lautverschiebung: Mediae Aspiratae werden zu Meadiae, Mediae zu Tenues, Tenues zu Frikative/Spiranten. (Reihenfolge erfolgt aber andersherum) (Kollektiver Lautersatz)

5. Erkläre: Umlaut, Ersatzdehnung, Diphthongisierung, Monophthongisierung, Lenition (mit Beispielen)

Umlaut: ein Vokal ändert sich unter Umgebungsbedingungen. Bsp. gasti > gesti a > e / _i,j (Primärumlaut) o > ö/ _ i,j (Sekundärumlaut)

Ersatzdehnung: ein Vokal wird gelängt, wenn ein benachbartes Phonem wegfällt. Bsp: denken- dauhte > dachte, Nacht – night

Diphthongisierung: ein langer Vokal wird zu einem Diphthong. î > ei; û > au (min niuwes hus vs. mein neues haus)

Monophthongisierung: zwei V werden zu einem langen V zusammengezogen. Bsp. ie > i: (liabe guate briada vs. liebe gute brüder)

Lenition: ein C wird sonerer – bewegt sich am Sonoritätshügel nach unten (geringerer Artikulationsaufwand)


6. Was bedeutet Merkmalsökonomie bzw. Redundanz, und in welchem Verhältnis stehen die beiden Konzepte?

Merkmalsökonomie: Insgesamt soll es möglichst wenige Merkmale geben, die das gesamte System unterscheiden. (Reduktion auf notwendigste Unterscheidungsmerkmale für geringeren Aufwand)

Redundanz: Abstände zwischen den Phonemen werden größer, es gibt mehrere Unterscheidungsmerkmale als nötig. Bsp. die Rundung des Vokal [o] denn durch das Merkmal +/- vorne ist er bereits ausreichend von [e] unterschieden. Wenn ein anderes Merkmal schlecht realisiert wird, garantiert das redundante trotzdem die Verständlichkeit. Es gibt eine Tendenz, dass Merkmale reduziert werden, andererseits kommen zusätzliche Merkmale hinzu, weil mit wenig Aufwand eine möglichst gute Verständlichkeit erreicht werden soll.

7. Inwieweit kann prosodischer die Basis für segmentalen Wandel bilden?

Bsp. Verners Gesetz

8. Definiere: Kreuzung (blending), Verkürzung (clipping), Kontamination, Rekomposition (und recutting), Volksetymologie, Rückbildung, Hyperkorrektion (mit Beispielen)

Kreuzung: zwei semantisch ähnliche Lexeme werden gleichberechtigt vermischt, weil sich keines von beiden durchsetzt. Bsp. irrespective x regardless > irregardless

Verkürzung: ein Lexem wird abgekürzt: Bsp. Automobil > Auto

Kontamination: ein Lexem- Paar wird einander angeglichen Bsp. male - *femelle > female (Kreuzung, bei der ein Bestandteil dominiert)

recutting: ein lexem wird neu und irrtümlich geschnitten. Bsp. passiv cort- cort-ia > cor-tia. Auflösung und Neuzuordnung von Suffixen: Wurzel+Suffix+Endung > Stamm+Endung.

Volksethymologie: ein zusammegesetztes Lexem kann nicht mehr auf seine ursprünglichen Formen zurückgeführt werden (ist opak) und wird auf der Basis von bekannten Lexemen neu interpretiert und ihnen angeglichen. Bsp. samblind > sandblind

Rückbildung: bei einem komplexen Wort wird fälschlicherweise ein Suffix dazu interpretiert und durch Austausch dieses vermeintlichen Ableitungsmorphems entsteht ein neues Wort: hämisch > Häme

Hyperkorrektion: Man spricht Phoneme aus, wo sie nicht hingehören, weil man versucht, der prestigeträchtigeren Varieät näher zu kommen. Bsp. [r] in N.Y. wird fälschlicherweise in God ausgesprochen als [gard] wie Guard.


9. Erkläre: proportionale Analogie (mit Beispiel), paradigmatischer Ausgleich (anhand des Vernerschen Gesetzes) Verschiedene Wortformen werden anderen nach dem Muster a:b = c:x angeglichen. Bsp. Ursprünglich war Plural von cow: kine, aber wurde zu cows, weil: pig - pigs cow - cows

Innerparadigmatischer Ausgleich:

Innerhalb eines Paradigmas werden Variationen abgeschafft. Verners Gesetz: Nach der 1. LV hatten sowohl stimml. Frikative als auch Mediae stimmhafte Friaktive als Allophone. Denn nach Verners Gesetz wurden stimml. Frikative zu stimmh. Friaktiven, wenn der Akzent nicht auf der unmittelbar vorhergehenden silbe liegt. In der 2. LV wurden somitsämtliche stimmh. Friaktive mit den Mediae verschoben, währende die stimml. Frikative unverschoben blieben. das erköärt den gramamtischen Wechsel. Bsp. ziehen - zog - gezogen

10. Was ist Markiertheit, und welche Schwierigkeiten macht das Konzept?

Markiertheit bedeutet, dass bestimmte Formen grundlegender sind als andere. Bsp. Gegenwart gilt als grundlegender als Vergangenheit, Aktiv ist unmarkierter als Passiv etc. markiert = merkmalhaltig. Unmarkierte Einheiten sind das Ziel von Lautwandel. Schwierigkeiten macht das Konzept, weil nur intuitiv bestimmt werden kann, welche Form markiert ist und welche nicht. Es gibt keine eindeutigen Eigenschaften, wie Häufigkeit oder dergleichen.


11. Was ist der Unterschied zwischen synthetischen und analytischen Formen? Was ist der Unterschied zwischen lexikalischen und grammatischen Morphemen/offenen und geschlossenen Klassen? Was besagt die Kreislauftheorie im Bereich der Sprachtypologie? Was ist Lexikalisierung/Grammatikalisierung (mit Beispielen)?

Synthetisch bedeutet, dass einzelne Segmente aneinander gehängt werden. Bsp. Imparfait: je mangeais

Analytische Formen bestehen aus mehreren einzelnen Segmenten. Bsp. Passé comp. j'ai mangé

Lexikalische Morpheme tragen eine eigentsändige lexikalische Bedeutung. Die befinden sich in der offenen Klasse des Lexikons, weil neue Lexeme hinzugefügt werden können. Das nennt man Lexikalisierung. Bsp: googln

Grammatikalsche Morpheme tragen eine grammatikalische Bedeutung und können nicht alleine vorkommen. Sie befinden sich im geschlossenen Lexikon weil selten neue hinzugefügt werden. Wenn ein lexikalisches Morphem grammatikalisch wird, nennt man dies Grammatikalisierung. Bsp. man, werden, (ne) pas

Die Kreislauftheorie der Sprachtypologie besagt, dass isolierende Sprachen zuu agglutinierenden werden, wenn kurze Wörter zusammengefasst werden. Durch Wandel vermischt sich alles und es herrscht keine eindeutige Beziehung mehr zwischen Suffix und Konzept, somit wird die Sprache flektierend. Wenn diese völlig komplex und chaotisch wird, kann sie zu einer inkorporierenden Sprache werden. Es geht auch andersherum. Englisch zum Beispiel ist eine flektierende Sprache und ist im Begriff seine Flexionsmorphologie aufzugebn und eine isolierende Sprache zu werden.

12. Was gibt es typologisch zu syntaktischen Oberflächenstrukturen (SOV, etc.) zu sagen? Wie sind diese mit Detailstrukturen korreliert (OV vs. VO)?

Es gibt 6 verschiedene Arten, wie eine Sprache seine Oberflächenstruktur anordnen kann.

SVO OSV SOV VOS VSO OVS


Die ersten drei kommen beim Großteil der Sprachen vor, weil das Subjekt meist vor dem Objekt steht. Das kommt daher, weil das Subjekt meist das Thema (die bekannte Information) ist und das Objekt das Rhema (die neue Information). Das Thema wird dann meistens nach vorne geschoben.

Sprachen, in denen das V vor dem O steht, tendieren dazu,

1. Name + Genitiv 2. Präpositionen 3. Auxiliar + Hauptverb 4. Relativsätze, die mit einem Relativpronomen eingeleitet werden.

zu haben. Sprachen mit V vor O hingegegen tendieren zu:

1. Genitiv + Nomen 2. Nomen + Postposition 3. Hauptverb + Auxiliar 4. Relativsätze vor dem Nomen und ohne Relativpronomen


13. Definiere: Polysemie, Homonym, Synonym, Onomatopoeie/Synesthesie, Tabu, semantische Reinterpretation, Bedeutungserweiterung/-verengung, Bedeutungsverbesserung/-verschlechterung

Polysemie: Typ lexikalischer Ambiguität, bei der ein Ausdruck mehrere Bedeutungen aufweist, denen ein gemeinsamer Bedeutungskern zugrunde liegt.

Homonym: Typ lexikalischer Abiguität, der verschiedene Wörter zugrunde liegen, Homonyme Ausdrücke verfügen über die gleiche Ausdrucksform hinsichtlich Orthografie und Aussprache bei unterschiedlicher Bedeutung und oft verschiedener etymologischer Herkunft.

Synonym: Semantische Relation der Bedeutungsgleichheit von zwei oder mehreren sprachlichen Ausdrücken.

Onomatopoeie: Wortprägung durch Nachahmung natürlicher Laute, wobei das gleiche Vorbild einzelsprachlich unterschiedlich nachgeahmt werden kann.

Synesthesie: Vorgang und Ergebnis der Verschmelzung von Reizen bzw. Empfindungen der verschiedenen Wahrnehmungssinne. In der Sprache spiegelt sich S. In methaphorischen Ausdrücken, wobei ein Element in übertragener Bedeutung verwendet wird.

Tabu: Erscheinung in zahlreichen Sprachgemeinschaften, die dazu dient, die Verwendung bestimmter Wörter zu vermeiden. Es werden Umschreibungen oder Entlehnungen aus anderen Sprachen verwendet. Dies führt zu einer raschen Veränderung des Wortschatzes und erschwert den Nachweis genetischer Zusammenhänge. Semantische Reinterpretation:Ein Lexem wird neu interpretiert und verliert seine alte Bedeutung. Bsp. OE (ge)bed = Gebet wurde zu NE bead = Perle, weil man früher die Gebete an den Perlen eines Rosenkranzes abzählte. Bedeutungserweiterung/- verengung:Bedeutungswandel, bei dem der Oberbegriff zum Unterbegriff wird und umgekehrt. Bsp. germanisch "wildes Tier" > engl. "Rotwild" Bedeutungsverschlechterung/- verbesserung:führt zu einer Änderung der sprachlichen, stilistischen Eben. Bsp. Ein euphemistisch verwendetes Wort übernimmt die schlechten Eigenschaften des vertretenen Wortes.

Wissenschaftsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(SoSe11)

Nenne mind. zwei Gelehrte, die als Begründer der Indogermanistik gelten können, und gib Gründe an.

Sir William Jones: lernte als Jurist in Indien Sanskrit, bemerkte Ähnlichkeiten zu ihm bekannten Sprachen, stellte Verwandtschaft mit Griechisch, Latein, Keltisch und Persisch fest und ging von einer gemeinsamen Vorstufe aus. Dass es Sprachverwandtschaft gibt, war schon vorher bekannt; die Idee, dass die Vorstufe nicht überliefert ist (also dass keine der bekannten Sprachen dem Urzustand entspricht) war aber neu.

Franz Bopp: Stellte Verwandtschaften systematisch dar und beschäftigte sich besonders mit dem Verbsystem.

Wer waren William Jones, Franz Bopp, Rasmus Rask, Jakob Grimm, August Schleicher? Wer formulierte das erste Lautgesetz? Wer waren die Junggrammatiker?

William Jones, Franz Bopp: siehe vorherige Frage.

Rasmus Rask: systematische Grammatikvergleiche, stellte weitere Verwandtschaften fest.

Jakob Grimm: etymologisches Wörterbuch, stellte 1. Lautverschiebung fest

August Schleicher: Zeichnete die ersten Stammbäume, führte Asterisk ein. Kreislauftheorie (evolutionistisch angehaucht): isolierend > aggluttinierend > flektierend > inkorporierend/polysynthetisch.

Junggrammatiker: historisch-evolutionistischer Zugang. Hermann Osthoff, Karl Brugmann - Leipziger Schule. Postulierten Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze, betrieben SpraWi als NaWi.

Wer zeichnete den ersten Sprachenstammbaum?

Schleicher.

Was ist die Schleichersche Fabel?

Von der Annahme ausgehend, dass Uridg in der rekonstruierten Form wirklich einmal gesprochen wurde, nahm Schleicher die damals schon bekannten Wörter und schrieb daraus eine Fabel. Da die Rekonstruktionen sich stark auf Griechisch und Sanskrit stützten, nahm er an, es hätte kein o gegeben.

Welche war die letzte Sprache, die als indogermanisch identifiziert wurde?

Hethitisch (1915), davor Tocharisch.

Rekonstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

14. Was ist der Unterschied zwischen interner und externer Rekonstruktion?

Interne Rekonstruktion: Versuch, Variation innerhalb einer Sprache zu eliminieren und somit auf eine Stufe zurückzuführen, auf der die Variation nicht bestanden hat. Bsp. Verners Gesetz

Externe Rekonstruktion: Versuch, Variation zwischen mehreren Sprachen zu eliminieren, um auf eine gemeinsame Ausgangssprache zurückzuführen.

15. Warum können Sprachen einander ähnlich sein (3 Gründe)? Welcher Grund ist primär relevant für die rekonstruierende Sprachwissenschaft? Was sind ‚falsche Freunde’?

1. Zufall: Phoneminventar ist begrenzt, daher können sich Folgen wiederholen und zufällig dasselbebedeuten. = Falsche Freunde. Bsp. koreanisch man = engl. man, lat. deus - gr. theos - aztekisch teotl. Spezialfall Babysprache: Mama, Papa. Verschlusslaut und [a] wird am schnellsten erlernt.

2. Entlehnung: Ein Phonem oder Lexem oder morphologische Struktur einer anderen Sprache wird übernommen. Dann ist es jedoch unregelmäßig. (Graecisierung von pulcher)

3. Genetische Verwandtheit: Ähnlichkeit ist auf einen gemeinsamen Vorgänger zurückzuführen. Besonders relevant im Grundwortschatz wie Farbbezeichnungen, Verwandtschaftsnamen, Zahlen... Betrifft im Gegensatz zur Entlehnung gesamtes System.

Dieser 3. Grund ist primär interessant für die rekonstruierende Sprachwissenschaft, weil es der einzige Weg ist, eine Ursprache zu rekonstruieren.


16. Erläutere: Sprachzweig, Sprachfamilie, Proto-/Grund-/Ursprache, Tochtersprache, Asterisk, Stammbaum, Sprachbund

Sprachzweig: Untergruppe einer Sprachfamilie, die gemeinsame Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem Rest der Sprachfamilie hat (Germanisch, Italisch)

Sprachfamilie: Eine Gruppe von Sprachen, die miteinander genetisch verwandt sind, d.h. auf eine gemeinsame Grundsprache zurückgehen, bilden eine Sprachfamilie. Man spricht gewöhnlich von einer Sprachfamilie, wenn die Sprachen keine Verwandten außerhalb dieser Gruppe haben (z.B. die Gruppe aller indogermanischen Sprachen).

Proto-/Grund-/Ursprache: Hypothetisch angenommene, auf Grund von Sprachvergleich rekonstruierte Grundsprache, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung genetisch verwandter Sprachen angesehen wird. Proto- und Grundsprache +/- neutral besetzt, Ursprache deutet fälschlicherweise auf "erste Sprache der Menschheit" hin.

Tochtersprachen: Aus gemeinsamer Grundsprache entwickelte Sprachen gleicher Entwicklungsstufe. (z.B Französisch, Spanisch, Italienisch)

Asterisk: Typographisches Symbol, das zur Kennzeichnung einer nicht belegten, aber auf Grund von Sprachvergleich rekonstruierten sprachlichen Form, dient.

Stammbaum: binäre Abzweigung von Sprachfamilien wird abstrakt dargestellt.

Sprachbund: Gruppe von geographisch benachbarten, genetisch nicht oder nur marginal verwandten Sprachen, die auf Grund wechselseitiger Beeinflussung Konvergenzerscheinungen aufweisen, die sie strukturell eindeutig von anderen benachbarten und/oder genetisch verwandten Sprachen abgrenzt.

17. Was sind die vier Prinzipien der Rekonstruktion, und warum sind sie relevant (mit Beispiel(en) und Gegenbeispiel(en))?

1. Probabilitätskriterium:

systemtypologisch: rekonstruiertes System ist typologisch häufig
diachron: der Wandel ist artikulatorisch und semantisch einleuchtend

2. Regularitätskriterium: viele Variationen innerhalb eines Korpus sollen gleichzeitig erklärt werden; nicht im Widerspruch zu anderen Regeln stehen

3. Prinzip der Systemkohärenz: einzelne Lautgleichungen können zu einem umfassenden Gesetz zusammengefasst werden

4. Parsimonialprinzip – Occams Razor: die einfachste Lösung; der Wandel mit dem geringsten Aufwand

Bsp: /urps/ - /urbis/

p > b/_V

oder:

b > p/_s

1. und 2. Prinzip passt. 3. Prinzip: /voks/ - /vokis/ wäre Widerspruch zu p > b_V, daher ausgeschlossen.

4. Prinzip: Man setzt nicht die Regel bh > p/_s und bh > b_V an, weil das umständlich wäre.

Gegenbeispiele:

  • *dw- > Arm. erk- nicht natürlich, nicht regulär, nicht einfach
  • Laryngaltheorie widerspricht Prinzip 4 und wird trotzdem gebraucht.


18. Welche Rolle spielt Typologie in der Rekonstruktion?

Das Uniformitarianism Principle besagt: So weit wir zurückgreifen können, sind alle Sprachen nicht einfacher/besser/anders als heutige, sondern funktionieren nach den selben Prinzipien. Trotzdem wird für das Uridg eine stimmhafte aspirierte Verschlussreihe angenommen, obwohl dies sprachtypologisch selten ist und heute nur im indischen Subzweig des indoiranischen Sprachzweigs belegt ist.

Urindogermanisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Welche Phoneme werden für das Uridg. rekonstruiert? stimmhaft, stimmlos, stimmlos aspiriert; labial, dental, velar, labiovelar, palatal b, p, bh; d, t, dh; g, k, gh, gu, ku, guh, ^g, ^k, ^gh (das u und das h gehören hochgestellt)

Vokale: e, o: ablautfähig a rekonstruierbar durch Laryngale

i und u gelten als Approximanten, werden aber zu V, wennsie silbenbildende Funktion haben, d.h. wenn sie zwischen zwei C stehen.

l,r,m,n, könne auch silbisch werden

Diphthonge: ei, ai, oi, eu, au, ou (jeweils kurz und lang)


20. Erläutere: die uridg. Verschlusslautreihen, inkl. typologische Einwände, b-Schwäche und Glottaltheorie, kentum- vs. satem-Sprachen

In den indg Töchtersprachen sind Mediae und Tenues Aspiratae widerlegt. Als kleinsten gemeinsamen Nenner werden daher Mediae Aspiratae für das Urdg angenommen.

B- Schwäche:

  • b kann kaum rekonstruiert werden. Erklärung dafür liefert die Glottaltheorie: Verschlusslaute waren eigentlich Glottale: t`, k`, aber p` existiert nicht.

Sie erklärt somit auch, wieso nicht zwei aspirierte mediae in derselben Silbe stehen konnten: dieselbe Restriktion gilt für Sprachen mit Glottalen, denn man hat nicht genug Luft um 2 Glottale hintereinander zu artikulieren. Weil in keiner idg Sprache Glottale erhalten wurden, nimmt man an, dass sie vor dem Urdg existierten und durch eine Lautverschiebung zu D, T, Dh wurden. Das würde auch die Restriktionen erklären.

Kentum vs Satemsprachen:

Die Satemsprachen behielten Velare und Labiovelare, die Palatale wurden zu s. In den Kentumsprachen blieben Velare und Palatale erhalten. Man nahm an, dass sich die zwei Gruppen gemeinsam getrennt hatten, die Srpachen im Osten wurden Satemn, die im Westen Kentumsprachen. Man fand aber die Kentumsprache Tocharisch in China. Mittlerweilen geht man davon aus, dass sich die Sprachen unabhängig voneinander so entwickelt haben.

21. Was ist das s-mobile?

S-mobile bezeichnet das Phänomen, bei dem die Wurzel eines uridg. Nomens (das mit einem Konsonant beginnt) in einem Fall ein s-Präfix erhält, im anderen Fall nicht, ohne dabei eine Regelhaftigkeit aufzuweisen. (z.B. uridg. *(s)tauro- > lat. taurus vs. dt. Stier)

22. Was sind Laryngale, wer hat sie entdeckt, welche Rolle spielt das Anatolische für die Laryngaltheorie, was lässt sich sagen zum Lautwert, wie treten sie in Tochtersprachen auf? De Saussure hatte als Erster A, O, E angesetzt, weil bestimmte Phoneme aus den Töchtersprachen nicht rekonstruiert werden konnten, aber dagewesen sein mussten, weil sie andere Phoneme beeinflussten. Im Zuge der Erschließung des Hethitischen fand man heraus, dass an Stellen, wo man einen Laryngal (H) rekonstruiert hatte, sich ein mit [h] transkribierter Laut befand. Heute wird meist Trinlaryngalismus vertreten (h1, h2, h3), der in erster Linie auf der Evidenz des Griechischen beruht, wo die unterschiedl. Vokalumfärbung, die H auslästen, am bestern bewahrt wurde.

Laryngalreflexe: Umfärbung: eh1e > eh1e eh2e > ah2a eh3e > oh3o

Ersatzdehnung: *VHC > V (lang)C

Anaptyxe: *CHC > CVC

Man ist sich über den Lautwert der Laryngale nicht einig, aber man nimmt an, dass es frikative Laryngale [h] [x] waren.


23. Was gibt’s für Resonanten, und was hat’s mit denen auf sich? siehe Frage 19

24. Was gibt’s für Vokale, und wie verhalten sich die? Was gibt’s für Diphthonge? i und u sind nicht ablautfähig => können nicht Zentrum d. Silbe sein

e und o sind ablautfähig und eigentlich die richtigen Vokale im Urindog.

a ist im Urindog. nicht wirklich da: h2 wohl a im Vorindog. h2a => rekonstrieren Relikte āh2

  • nas – kann wegen Silbenstruktur (Nasale und sehr stabile Laute) kein h gewesen sein

wenn wo V steht, dann ist das meist ein e oder o

i und u sind silbische Varianten von i und u (mit Bogen drunter) (j, w – engl. y und w)

Resonanten verhalten sich so

siehe auch Handout Malzahn SS 2009

Diphtonge:

dazu Handout Malzahn SS 2009

da sind alle aufgezählt

25. Was kann man sagen über die kanonische Wurzelstruktur des Uridg? Wurzel: s- CRVRC - Wenn V ausfällt, wird R silbisch. V ist entweder e oder o.

26. Was ist eine Wurzel? Was ist ein Suffix? Was ist eine Endung?

= radix = R

Wurzel ist die Basis, die kleinste lexikalische Einheit des Urindog.

man versucht Wurzel immer in Verbalbedeutung anzugeben, aber es kann auch sein, dass die Urindogermanen das Wort abstrakt agespeichert haben (weder Verb noch Nomen)

von einer Wurzel kann man dann alles ableiten indem Suffixe dran kommen

ablautender Vokal soll von der Wurzel Wörter ableiten

Suffixe sind meist kürzer und einfacher als R, aber auch kanonische Struktur

bind + S => Bedeutung „Bund“

bind + S => Bedeutung „Band“ (Resultativa)

Binder (nomen agentis), Bindung (nomen actionis), Gebinde, Verbindung, verbinden, abbinden, entbinden...

es gibt drei Gruppen von Suffixen, je nachdem wie es sich zum Ablaut verhält: thematisch, athemetisch, Nullsuffix

thematische Suffix ist die Neuerung, produktiv

Endung:, Sg, Pl, Casus, Person, keine kanonische Silbenstruktur, nur die mit ablautendenm Vokal (e/o) können ablauten

siehe auch: Das große Handout der uridg. Morphologie

27. Was bedeutet Nullsuffix/Heteroklisie/Primär- bzw. Sekundärableitung? Nullsuffix: gibt kein Suffix

Heteroklisie: bestimmte Kombinationen von Suffixen kommen im gleichen Paradigma vor

Primär- bzw. Sekundärableitung:

Wurzel + Suffix + Endung = Primärableitung „herrlich“

Ableitung + Suffix = Sekundärableitung „Herrlichkeit“


28. Was ist Ablaut? Wie sieht er aus und was tut er?

Systematischer Wechsel bestimmter Vokale in etymologisch verwandten Wörtern der ideur. Sprachen. A. ist ursprünglich eine rein phonetisch-phonologische Erscheinung, die besonders im Germ. morphologisiert wurde, indem z.B. der A. bei der Flexion der starken Verben Tempusunterscheidungen keinnzeichnet (z.B. singen – sang – gesungen). Es wird zwischen qualitativem Ablaut (Wechsel des Vokals) und quantitativem Ablaut (Wechsel der Vokallänge (Vollstufe, Schwundstufe, Dehnstufe)) unterschieden.


29. Was ist Wurzel-/athematische/thematische Flexion? Wodurch unterscheiden sie sich? In welchem chronologischen Verhältnis stehen sie?

chronologisch kommt zuerst die Wurzelathematische Flexion:

4 Klassen, bestimmte Suffixe für Nomen =Y muss wissen in welche der Klassen es gehört

etwa √kret – u – E (kret - kräftig/stark sein)

Abstraktum Kraft

Klassen sagen wo Akzent und wie Ablaut verteilt

Akzent- und Ablautklassen siehe Handout:

statische Klassen: o-akrostatisch

                 ë-akrostatisch

kinetische Klassen: proterokinetisch

                 hysterokinetisch
                 amphikinetisch 

thematische Nomina:

Vereinfahung für Indogermanen

als Suffix kommt ein thematische Suffix dran. endet auf -e/o-

(C/R)e/o kann vorne dran stehen => komplexes thematische Suffix

Verinfachung ist, dass es nicht ablautet, keine Akzentverschiebung

muss nur wissen e kann zB verlangen, dass Wurzel in Vollstufe: R (o)-e

kein Unterschied starker / schwacher Kasus

man weiß nicht wo diese Innovation herkommt

Bsp. themat. Suffix -o-

√temh1 (abschneiden)

Nomen actionis: der Scheider

tōmh1 – o – s

o – es (Genetiv) => ōs

e – es => és

man erkennt sie daran, dass sie auf Vokal enden


30. Welche Kategorien hat das uridg. Nomen? Welche Genera, Kasus und Numeri? Person: 1. 2. 3. Numeri: Singular, Plural, Dual Genera: femininum, masculinum, neotrum Kasus: Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv, Vokativ, Ablativ, Instrumental, Lokativ

31. Was macht ein Wurzelnomen aus?

Unterscheidung zw. starkem und schwachem Kasus, ohne Suffix, mit athematischem Endungssatz

32. Was sind Akzent- und Ablautklassen, wie viele gibt’s und wie heißen sie?

Akzentklassen:

statische Klassen: o-akrostatisch

                 ë-akrostatisch

kinetische Klassen: proterokinetisch

                 hysterokinetisch
                 amphikinetisch 

Ablautklassen: qualitativer Ablaut: e - o quantitativer Ablaut: Schwundstufe - Vollstufe - Dehnstufe

33. Wie unterscheidet sich ein thematisches von einem athematischen Suffix? siehe großes Handout der uridg. Morphologie

je nachdem wie sich das Suffix zum Ablaut verhält, 3 Gruppen von Suffixen

Nullsuffix: Ablautvokal im Suffix =Y Nullstufe = Wurzelnomina und Wurzelverben

Suffix athematisch: blautend, kanonische Strukur und Ablautvokal

thematisches Suffix: evtl. (c/R) dann e/o fix, nicht ablautend

= Neuerung, produktiv, hat athematisches verdrängt

34. Welche Kategorien hat das uridg. Verb? Wie werden Aspekt/Tempus/Modus/Diathese ausgedrückt?

siehe Handout mit Übersichtstabelle zum Verb

der Aspekt liegt dem Ganzen zu Grunde, man muss wissen was für einen Aspekt das Verb hat: punktuell oder andauernd? etwas vergleichbar im dt. mit springen vs. herumhüpfen

man unterscheidet Präsensstamm (durativ), Aoriststamm (punktuell) und Perfektstamm (hat nichts mit Vght. zu tun: resultativisch/stativisch)

Aspekt:

35. Was bildet der starke, was der schwache Stamm beim Nomen/Verbum?

Beim starken Stamm liegt der Akzent auf der Wurzel, beim schwachen auf dem Suffix. starker Kasus: Nom., Vok., Akk. 1.2.3. P. Sg. schwacher Kasus: Instrument., Abl., Gen., Vok.

36. Wodurch unterscheiden sich die drei Endungssätze des Präsens- und Aoriststamms (Aktiv)? Wie heißen sie? Was ist das hic-et-nunc-i? Was ist das Augment?

Primärendung: Sekundarendung + hic- et- nunc- i Sekundarendung: mit Augment e davor steht für Vergangenheit, e war urspr. ein Partikel Imperativendung: u hinten dran

Indogermanische Altertumskunde

37. Womit beschäftigt sich die indogermanische Altertumskunde? Gib Beispiele für Grundvokabular.


In der Indogermanistik rekonstruiert man eine abstrakte Grundsprache, von der man aber nicht einmal weiß, ob sie jemals in dieser Form bestanden hat. Man versucht auch durch Hilfe der Rekonstruktion der Sprache etwas über Kulutr, Gesellschaft, Religion, Lebensraum der Urindogermanen zu erfahren (was sie konnten, hatten, taten).

38. Welche Begriffe (5 pro) aus dem Bereich der materiellen Kulturgüter/Flora und Fauna/Gesellschaft und Religion kann man mit relativer Sicherheit für das Uridg. rekonstruieren? Materielle Güter: das Rad, Wolle, das Gebräu, Silber, Dach Flora und Fauna: Bär, Otter, Maus, Pferd, Birke, Eiche Gesellschaft und REligion: Schwiegermutter, Bruder, Mutter, Brautpreis, Pflegschaft, Gast, König, Klanschaft, verkaufen =kaufen

39. Erkläre kurz das Birken-/Lachsargument. Was sind die Probleme bei derartiger Argumentation?

Das Wort für Lachs und das für Birke wurde in den Tochtersprachen mit denselben Bedeutungen erhalten. Man schließt daraus, dass die Urheimat der Urindogermanen an einem Ort war, wo es Lachs und Birken gab. Man weiß aber nicht, ob die Birkenlinie vor 5000 Jahren schon an denselben Gebieten war und wo damals Lachs lebte. Außerdem konnten die Uridg. auch Lehnwörter gehabt haben. Als Urheimat wird die südrussiche Steppe im Südural angenommen. 40. Wodurch kann in erster Linie linguistische mit kultureller Rekonstruktion verknüpft werden?

41. Welche Göttergestalten/Mythen können für das Uridg. rekonstruiert werden? Was ist die „Marginaltheorie“? Was besagt George Dumezils Theorie vom uridg. Trifunktionalismus (mit Beispielen und Gegenbeispielen)?

Göttergestalten: Sonnengott, Zwillingsgötter (Kastor und Pollux), Vater Himmel (Zeus, Jupiter), Götting der Dämmerung Mythen: Prometheus: der den Göttern das Feuer stahl und den Menschen gab, die er erschaffen hatte; Kreation: ein Wesen namens Zwilling wird geschlachtet und daraus die Erde geformt

Marginaltheorie: Sprachliche Randgruppen einer Sprachfamilie haben oft Archaismen enthalten, die in der Mitte der Sprachfamilie wegfallen. (zb Keltisch, Irisch, Indisch). Diese Gruppen haben sich sehr früh abgespalten und haben nichts mehr von Veränderungen mitbekommen. Durch Ähnlichkeit der Archaismen unter den oft weit voneinander entfernten Randgruppen kann man ohne sprachlicher Rekonstruktion feststellen, dass diese Riten von ein und dem selben ursprünglichem Ritus abstammen (urindogermanischer Ritus).


Trifunktionalismus:

Aus Kultur und Religion der Einzelsprachen kann man den Aufbau der urindogermanischen Gesellschaft rekonstruieren.

  1. Religion (Gott, König)
 2. Kriegerisch (Soldaten)
 3. Produzierend (Bauern)

Beispiele: das Kastensystem in Indien; auch reflektiert in der IE Religion:

1. Jupiter (der herrschende Gott) 2. Mars (der Gott des Krieges) 3. Quirinius (der Patron des Volkes)

Praxisbeispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

42. Erkennen, um welchen Lautwandel/sematischen Wandel es sich bei einem gegebenen Beispiel handel. HÜ8

43. Rekonstruieren von Lautentsprechungen aus einem gegebenen Korpus. HÜ9