TU Wien:Algebra und Diskrete Mathematik VU (diverse)/Übungen 2025W/Beispiel 451

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Man zeige, dass die folgenden algebraischen Strukturen Verbände sind. Welche sind außerdem distributiv, und welche sind Boolesche Algebren

a)

b)

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Hilfreiches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verband äquivalent Halbordnung
Verband äquivalent Halbordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Satz (Idee von Leibniz):

Nach einer Idee von Leibniz kann man einen Verband auch als eine Halbordnung darstellen (und umgekehrt). Zwischen dem Verband und der Halbordnung muss dann folgende Beziehung bestehen:

Anders ausgedrückt:

Lösungsvorschlag für a) von Piri[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verband?

Bekanntlicher Weise bildet mit der Relation eine Totalordnung. Da

gilt folgt daraus, dass es sich um einen Verband handelt.

Distributiver Verband?

Damit der Verband distributiv ist müssen

1.

2.

gezeigt werden. Um das zu zeigen können wir einfach naiv für alle Permutationen von in die Formeln einsetzen. Da aber die Rollen von b und c vertauschbar sind kann man es von 6 auf 3 Permutationen reduzieren:

1.

2.

3.

Nun setzt man für die 3 Permutationen in die Formeln ein und sieht, dass die Distributivgesetze für alle Permutationen gelten. Daraus folgt, dass es sich um einen distributiven Verband handelt.

Anmerkung 1: Es reicht eigentlich nur 1. Distributivgesetz zu zeigen, das andere folgt daraus. Wir haben den Beweis meines Wissens nach nicht in der Vorlesung geführt, er findet sich aber auf Wikipedia wieder.

Anmerkung 2: Laut Wikipedia ist jede total geordnete Menge ein distributiver Verband, mir fehlt jedoch der Beweis deswegen habe ich das in meiner Lösung nicht verwendet.

Boolesche Algebra?

Damit es sich um eine Boolesche Algebra handelt muss es ein 1-Element bzgl. geben. Das es kein 1-Element geben kann lässt sich schnell zeigen:

Nehmen wir an es gibt ein 1-Element . D.h. es muss gelten.

Da ist auch . Daraus ergibt sich der Widerspruch

Also handelt es sich um keine Boolesche Algebra!

Lösungsvorschlag für b) von neo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dass ein Verband ist, beweist man genauso wie oben mit der Idee von Leibniz.

...Totalordnung auf , also auch auf , da





Nun folgt der Beweis der Distributivität, welcher ein wenig Hintergrundinfo bedarf (genaueres im orangen Buch 4.Auflage Seite 19):
Wenn für eine Primzahl gilt , so schreibt man:
Des Weiteren lassen sich ggT bzw. kgV folgendermaßen darstellen:




Wir müssen beweisen:



Da sich ggT bzw. kgV nur bei den Potenzen von unterscheiden (), kann man schreiben:
und es gelte:



Da weder ggT noch kgV ein neutrales Element besitzen, ist ein distributiver Verband.

Hilfsmittel von Har203[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Halbgruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Halbgruppe ist ein geordnetes Paar bestehend aus einer Menge und einer inneren zweistelligen Verknüpfung


die „abgeschlossen“ ist, d.h.


und assoziativ ist, d.h.

 gilt

Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine algebraische Struktur heißt Verband, wenn folgende Eigenschaften für alle erfüllt sind:

  1. ist eine kommutative Halbgruppe,
  2. ist eine kommutative Halbgruppe, und
  3. es gelten die Verschmelzungsgesetze

Die Verschmelzungsgesetze erscheinen etwas künstlich gewählt und vermitteln keine direkte Intuition. Sie haben aber weit reichende Folgerungen. Beispielsweise folgt daraus

 und 

Halbordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Verbänden und (speziellen) Halbordnungen, nämlich solchen, die zu je zwei Elementen ein Infimum und ein Supremum besitzen.

Ein Element einer Halbordung heißt Infimum zweier Elemente (und wird mit bezeichnet), wenn und ist und für jedes Element mit und auch gilt. Entsprechend heißt ein Element Supremum zweier Elemente (und wird mit bezeichnet), wenn und ist und für jedes Element mit und auch gilt. Man beachte, dass aus der Antisymmetrie-Eigenschaft einer Halbordnung folgt, dass ein bzw. ein , falls es existiert, eindeutig bestimmt ist.

Sei ein Verband. Dann wird durch


auf eine Halbordnung definiert. In dieser Halbordnung gibt es zu je zwei Elementen ein Infimum, nämlich

 und ein Supremum .

Ist umgekehrt eine Halbordnung auf mit der Eigenschaft, dass es zu je zwei Elementen ein Infimum und ein Supremum gibt, so ist mit den Operationen

 und  

ein Verband.

Da jede (endliche) Halbordnung durch ein Hassediagramm dargestellt werden kann, ist es auch möglich, einen Verband durch das Hassediagramm der entsprechenden Halbordnung zu repräsentieren.

Ein Verband heißt distributiver Verband, wenn die Distributivgesetze

Boole'sche Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewisse Verbände haben außer den Distributivgesetzen noch weitere Eigenschaften.

Beispielsweise hat der Verband aus Beispiel 2.81 (a) die ganze Menge als gemeinsame obere Schranke und die leere Menge als gemeinsame untere Schranke. Diese Elemente sind dann natürlich neutrale Elemente für und . Weiters gibt es zu jeder Menge das Komplement mit den Eigenschaften und . Der Verband bildet eine so genannte Boole'sche Algebra.

Ein distributiver Verband heißt Boole'sche Algebra, wenn er die folgenden beiden zusätzlichen Eigenschaften besitzt:

  1. Es gibt ein neutrales Element bezüglich und es gibt ein neutrales Element bezüglich , d.h. und sind Monoide.
  2. Zu jedem gibt es ein Komplement mit und .

Eine Boole'sche Algebra hat die folgenden Eigenschaften:

  1. Für alle gilt und .
  2. Gelten für ein die Beziehungen und , so ist .
  3. Für alle gilt .
  4. Für alle gelten die DeMorgan'schen Regeln
 mit anderer Notation: 

Lösung von Beispiel 451/A Har203[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für jeden der beiden Teile des Beispiels ist zu zeigen:

Halbgruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Halbgruppe ist abgeschlossen ist, d.h. und
  2. Die Halbgruppe ist assoziativ ist, d.h. gilt

Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Verband ist eine kommutative Halbgruppe,
  2. Der Verband ist eine kommutative Halbgruppe, und

Es gelten die beiden Verschmelzungsgesetze:

 und 

Distributiver Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Distributivgesetz: und
  2. Distributivgesetz:

Boole'sche Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neutrales Element bezüglich und ein
  2. Neutrales Element bezüglich .
  3. Komplement : gibt es ein Komplement mit und .

V=(R, min, max)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeschlossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Assoziativität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tabelle für die Assoziativität
Anordnung Assotiativgesetz für Assotiativgesetz für
  • assoziativ :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Die Operation ist assoziativ.

  • assoziativ :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Die Operation ist assoziativ.

Kommutativität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tabelle für die Kommutativität, usw
Anordnung Verschmelzungsgesetze
  • kommutativ :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Die Operation ist kommutativ.

  • kommutativ :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Die Operation ist kommutativ.

Verschmelzungsgesetze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 und 

Verschmelzungsgesetz: :

In der Spalte sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente als Ergebnis resultiert.

Verschmelzungsgesetz: : In der Spalte sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente als Ergebnis resultiert.

Die beiden Verschmelzungsgesetze gelten.

Distributivgesetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Distributivgesetze

 und 
  • Tabelle für die Distributivität
Anordnung Distributivgesetze

Distributivgesetz: :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Distributivgesetz: :

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht.

Die beiden Distributivgesetze gelten.

Boole'sche Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für beide Operationen gibt es kein Neutrales Element und keine Definition für ein Komplement. Es handelt sich um keine Boole'sche Algebra.

Gesamtergebnis: Wir haben mit einen distributiven Verband, der aber keine Boole'sche Algebra ist.

Lösung von Beispiel 451/B Har203[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man zeige, dass die folgenden algebraischen Strukturen Verbände sind. Welche sind außerdem distributiv, und welche sind Boolesche Algebren ?

Zuerst setzen wir die Menge auf unseren Arbeitsbereich.

Wir schauen uns die Definition des größten gemeinsamen Teilers () bzw. des kleinsten gemeinsamen Vielfachen () genauer an

Berechnung des ggT mittels Primfaktorzerlegung

Für die Berechnung mittels Primfaktorzerlegung zweier Zahlen und verwendet man alle Primfaktoren, die in jeder der beiden Zahlen vorkommen, mit der jeweils kleinsten vorkommenden Potenz.

Anmerkung: Die Primfaktorzerlegung der kann als leeres Produkt betrachtet werden: . Das leere Produkt hat den Wert (das neutrale Element der Multiplikation) – ebenso wie die leere Summe stets (das neutrale Element der Addition) ergibt. Dadurch haben wir beim kein Problem mit der Darstellung der Zahl . Anderenfalls hätten wir die Zahl zusätzlich in die Menge der Primfaktoren aufnehmen müssen. Speziell: und die dazugehörende Primfaktorenzerlegung ist .


Gegeben seien die Primfaktorzerlegungen:


Anmerkung: Da und ganze Zahlen () sind, sind alle diese Exponenten und . Der Wert für und kommt vor, wenn einer dieser Primfaktoren in einer der Zahlen gar nicht enthalten ist.


Wir können den auf zwei Arten definieren:

  • Der zweier ganzen Zahlen und , von denen mindestens eine ungleich Null ist, ist die größte ganze Zahl , so dass ein Teiler sowohl von als auch von ist. Das heißt, es gibt ganze Zahlen und , so dass und ist und die größte Zahl mit dieser Eigenschaft ist.
  • Der berechnet sich zu
mit  als dem kleinsten Exponenten des Primfaktors  beider Zahlen.


Wir können das auf zwei Arten definieren:

  • Das kleinste gemeinsame Vielfache zweier ganzer Zahlen und ist die kleinste positive natürliche Zahl, die sowohl Vielfaches von als auch Vielfaches von ist. Zusätzlich wird für den Fall oder das definiert als .
  • Das berechnet sich zu
mit  als dem größten Exponenten des Primfaktors  beider Zahlen.

Für den Verband setzen wir (Operationen: (Infimum) und ( (Supremum)):

 und 

Halbgruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Halbgruppe ist abgeschlossen, d.h. und
  2. Die Halbgruppe ist assoziativ, d.h. gilt

Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Verband ist eine kommutative Halbgruppe,
  2. Der Verband ist eine kommutative Halbgruppe
  3. Es gelten die Verschmelzugsgesetze: und

Distributiver Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es müssen die beiden Distributivitätsgetze gelten


Boole'sche Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neutrales Element bezüglich und ein
  2. Neutrales Element bezüglich .
  3. Komplement: gibt es ein Komplement mit und .

V=(N\{0}, ggT, kgV)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgeschlossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu zeigen


Assoziativität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu zeigen


  • bezüglich

Seien , dann bildet die Menge aller Primfaktoren, die in zumindest einer dieser drei Zahlen vorkommt. Mit für für für wird angegeben, wie oft diese Primzahl () in der entsprechenden Zahl () vorkommt.

Berechnen wir nun den und


  • bezüglich

Seien , dann bildet die Menge aller Primfaktoren, die in zumindest einer dieser drei Zahlen vorkommt. Mit für für für wird angegeben, wie oft diese Primzahl () in der entsprechenden Zahl () vorkommt.

Berechnen wir nun das und


Kommutativität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berechnen wir nun und )



Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verschmelzungsgesetze


Berechnen wir nun


Berechnen wir nun


Distributiver Verband[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berechnen wir nun die beiden Formeln für die Distribitivität


Wir werden diesmal nur die Potenzen dieser Primzahlen, also betrachten. Für die Potenzen gilt dann:


  • Tabelle für die Distributivität
Anordnung Distributivgesetze

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht. D.h. Das 1.Distributivgesetz ist gültig.

In den beiden Spalten und sehen wir, dass für alle Möglichkeiten der Anordnung der Elemente eine Übereinstimmung besteht. D.h. Das 2.Distributivgesetz ist gültig.

Die beiden Distributivgesetze gelten.

Boole'sche Algebra[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Neutrales Element bezüglich und ein
  2. Neutrales Element bezüglich .
  3. Komplement: gibt es ein Komplement mit und .

Da es kein Neutrales Elemente für die Operationen gibt, kann dieser Verband keine Boole'sche Algebra sein.

ist ein Distributiver Verband.

Links[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verband